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Channel: Kochbuch für Max und Moritz
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Artischockenherzen mit Rucola-Basilikum-Pesto

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So ein shit, wird ein bekannter Fertigpastasaucen- und Pestohersteller sich gedacht haben., als er seine Facebookseite sah.  Denn mit einer derart stürmischen Reaktion der Foodblogger hatte er sicher nicht gerechnet. Anlaß zu dieser Reaktion war die recht sekkante Manier des Herstellers, einen Werbelink auf die Faceboookseite des Foodblogs Penne im Topf zu platzieren. Die Rache der Foddblogger war süß. Tagelang posteten sie einen Kommentar mit demselben Wortlaut wie der Pestohersteller, aber mit ihren eigenen Pestorezepten unter einen Facebookpost von Bertolli. Als Dishstorm bezeichnete der Stern diese pfiffige Campagne der Foodblogger.
Da wir Foodblogger unsere Pesti lieber selber machen, als die aus dem Glas zu verwenden, kam Mia auf die Idee, in ihrem Blog Küchenchaotin zu einem Blogevent aufzurufen, bei der wir unsere eigenen Pestokreationen vorstellen dürfen.
Mein Pesto, das ich zu diesem Event beisteuern möchte, ähnelt ein wenig dem klassischen Pesto Genovese. Doch es enthält außer ein paar Basilikumblättern auch Rucola und Artischockenherzen. Statt der Pinienkerne habe ich Mandeln verwendet. Die Pinienkerne werden nur geröstet und zum Schluß über das Gericht gestreut. Zu Artischocken, die gerade Saison haben und jetzt am besten schmecken, wird es auch seviert. Eine leichte Vorspeise oder Tapa der Jahreszeit.
Artischockenherzen mit Rucola-Basilikum-Pesto
12 kleine Artischocken
1 Knoblauchzehe
6 große Basilikumblätter
2 Handvoll Rucola
2 EL geriebener Parmesankäse
1 Handvoll weiße Mandeln
1 EL Pinienkerne
1 Zitrone
mildes Olivenöl nativ extra
schwarzer Pfeffer aus de rMühle
Meersalz

Reichlich Salzwasser mit einer halben Zitronen zum Kochen bringen. Die äusseren Blätter der Artischocken entfernen. Artischocken ins kochende Wasser geben und 15-20 Minuten kochen. Wie lange genau, hängt von der Grösse der Artischocken ab. Wenn die Artischocken weich sind, bis aufs Herz entblättern. Wenn nötig, das Heu entfernen. Bei ganz jungen, zarten Artischocken ist das nicht nötig.

Knoblauch häuten.  Die andere Zitronenhälfte auspressen. Basilikumblätter grob zerschneiden. Alles zusammen mit 2 Artischockenherzen, den Mandeln und dem geriebenen Parmesan mit dem Pürierstab pürieren. Dann das Olivenöl in einem dünnen Faden zulaufen lassen. Das Pesto mit Meersalz und Pfeffer abschmecken. Pinienkerne in einer Pfanne ohne Fett kurz anrösten.

Zum Servieren die Artischockenherzen halbieren und auf einen Teller legen. Mit dem Pesto beträufeln und mit den goldbraun gerösteten Pinienkernen und frisch gemahlenem schwarzen Pfeffer bestreuen.



Tierfreitag: Pochierte Birnen mit Litschis, Kumquats, Limetten und Blutorangen

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Mehr Gerichte mit Zitrusfrüchten wünschte sich Katharina Seiser für die nächsten Tierfreitage. Das ist verständlich, denn Zitrusfrüchte aller Art haben gerade Hochsaison. Bitteschön, hier ist ein leichtes Dessert, das gleich mehrere Sorten Zitrusfrüchte enthält: Blutorangen, Kumquats und Limetten. Man kann es gut vorbereiten, denn sowohl die Birnen als auch die Zitrusfrüchte müssen über Nacht marnieren. Erstaunlich, was so ein bißchen Zucker bei Zitrusfrüchten bewirkt. Normalerweise ist das Innere der Kumquats recht herb und sauer. Durch das Marinieren mit dem Zucker schmeckten die kleinen Früchte ausgesprochen würzig und aromatisch. Selbst die Limettenscheiben waren angenehm süßsäuerlich und hatten nicht von ihrem typischen Limettenaroma verloren.
Schwierigkeiten hatte ich frische Litschis zu bekommen. Komisch, um Weihnachten herum wird in jedem spanischen Supermarkt und auf jedem spanischen Wochenmarkt eine Fülle exotischer Früchte angeboten. Kaum ist aber das Fest der Heiligen Drei Könige vorbei, verschwinden die exotischen Köstlichkeiten wieder spurlos. So lief ich mir auf der Suche nach frischen Litschis fast die Hacken ab. Am Schluß habe ich aufgegeben und doch Litschis aus der Dose verwendet. Wenigstens waren sie ohne jede Zuckerzugabe eingelegt.
Unerwartete Schwierigkeiten gab es dann auch beim Fotografieren. Da ich es mir in den Kopf gesetzt hatte, das Dessert auf einem dieser völlig flachen, schwarzen Schieferteller anzurichten - wegen des Farbkontrastes - musste ich anschließend die Küche putzen. Denn beim Transport der Platte lief ständig der Zuckersirup auf den Boden und alles klebte. Jetzt halte ich Ausschau nach einem schwarzen Teller mit Rand.
Pochierte Birnen mit Litschis, Kumquats, Limetten und Blutorangen
4 Birnen (ich nahm die Sorte Conference)
12 Litchis (möglichst frische)
12 Kumquats
2 Blutorangen
1 Limette
6-8 EL Zucker
Mineralwasser

Litschis schälen und den Kern entfernen. Kumquats, Limette und Blutorangen unter heißem Wasser gründlich abbürsten und abtrocknen. In Scheiben schneiden. Alles in eine Schüssel geben. Mit 2 EL Zucker bestreuen. Zugedeckt über Nacht in den Kühlschrank stellen. Ein- oder zweimal umwenden.

Birnen schälen und vierteln. Das Kerngehäuse entfernen. In einen Topf geben und mit 2 EL Zucker bestreuen. Zimtstange zugeben. Mit Mineralwasser bedecken. Auf den Herd setzen und zum Kochen bringen. Dann auf kleiner Hitze circa 5-8 Minuten köcheln. Vom Herd nehmen und abkühlen lassen. Die Birnen in eine Schüssel legen. Den Sirup durch ein feines Sieb in einen kleinen Topf füllen. Noch 1-2 EL Zucker dazugeben und bei schwacher Hitze einkochen, bis er dickflüssig wird. Über die Birnen gießen. In den Kühlschrank stellen.

Zum Anrichten je zwei Birnenviertel auf einen hübschen Teller legen. Schwarz macht sich da gut. Lichtis, Limetten- Kumquat- und Blutorangenscheiben um die Birnen verteilen. Mit dem Birnensirup und der Marinierflüssigkeit der Zitrusfrüchte beträufeln.
tierfreitag

Handg'wuzelte Mohnnudeln - fast wie bei Tante Gustl und eine Mehlspeise für Katzen

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Die sechs Damen vom Salt and the City, Claudia, Conny, Carolina, Sabina, Desi und Sonja veranstalten bei Zorra einen Event. Zum Glück heißt dieser Event Typisch Österreich - Typisch Salzburg, denn sonst könnte ich gar nicht mitmachen. Außer Salzburger Nockerln kenne ich gar kein typisches Gericht aus Salzburg. Und an die Nockerln wage ich mich nicht, denn wie ich mich kenne, fallen sie mir bestimmt zusammen. Was gäbe das für ein Foto?
Nun stammt meine Zweitfamilie aus Wien, was ja bekanntlich auch in Österreich liegt. So habe ich mich für ein Gericht entschieden, das meine Wiener Tante Gustl uns ab und zu kredenzte: Handg'wuzelte Mohnnudeln mit Schwips. Diese köstliche Süßspeise stammt ursprünglich aus der böhmischen Küche, wie die meisten der Süßspeisen und gilt längst als Klassiker der österreichischen Küche.
Bei Tante Gustl wurde nicht nur der Teig von Hand gemacht, sondern auch der Mohn in einer Handmühle gemahlen. D.h. eigentlich wurde der Mohn eher gequetscht. Da gequetschter Mohn schneller ranzig wird als gemahlener, erlaubte Tante Gustl nur genau so viel Mohn zu quetschen, wie man für das jeweilige Essen brauchte. Das war eine ordentliche Arbeit, den Mohn von Hand zu quetschen. Warum auch immer, Tantes Mohnquetsche landete bei mir und wird in Ehren gehalten.
Tante Gustls Mohnmühle
Ich war ungefähr 12 Jahre alt, als ich zu erstenmal in den Genuß von Tante Gustls Mohnnudeln kam. Sie sparte bei ihren Mohnnudeln weder an der Butter noch am Rum. Wahrscheinlich hatte die alte Dame mein zartes Alter nicht bedacht. Denn nach dem Genuß ihrer beschwipsten Mohnnudeln war auch ich beschwipst. Sie hatte den hochprozentigen österreichischen Stroh Rum verwendet. Damit pflegte sie ihren Tee zu würzen, wenn eine Erkältung im Anmarsch war. Das muß geholfen haben. In meiner Erinnerung war Tante Gustl nie erkältet, denn zumindest im Winter trank sie jeden Nachmittag ihren Tee mit Rum.
Überrascht haben mich meine Katzen. Während ich mit dem Teller voller Mohnnudeln hinaus auf die Terrasse ging, um zu fotografieren, haben sie sich über die restlichen Mohnnudeln, die auf dem Küchenschrank standen, hergemacht und sie aufgefuttert. Sie bekamen nicht einmal Bauchweh, sondern verbrachten den restlichen Abend mit ihren satten, dicken Bäuchlein schlafend vor dem Ofen. Wenn das Tante Gustl erlebt hätte......Woos, a Möhlspeisn für dia Kotzn...?
Handg'wuzelte Mohnnudeln mit Schwips 
500 g mehlig kochende Kartoffeln
170 g griffiges Mehl (ideal wäre Wiener Grießler oder Typ 405)
60 g Griess (ich nahm Weizendunst)
2-3 Eigelb
2 EL Butter für den Teig
100 g Butter zum Auslassen
1 TL Vanillezucker
1 Gläschen brauner Rum (über die Glasgröße mag jeder selber entscheiden)
150 g Mohn (ideal wäre Waldviertler Graumohn)
Puderzucker

Kartoffeln mit der Schale weich kochen. Schälen und durch die Presse drücken. Mit Mehl, Butter und einer Prise Salz gut verkneten.

Den Teig in mehrere kleine Stücke teilen. Auf einer bemehlten Fläche aus jedem Teigstück Rollen von circa 2 cm Durchmesser formen. Die Rollen in fingerlange Stücke schneiden.

Reichlich Wasser zum Kochen bringen. Die Nudelstücke ins Wasser legen und circa 8 Minuten sieden. Mit dem Schaumlöffel herausnehmen und abtropfen lassen.

Den Mohn mahlen oder quetschen. Die Butter in einer tiefen Pfanne schmelzen lassen. Mit Vanillezucker und Rum würzen. Die abgetropften Nudeln in der heißen Butter schwenken. Gemahlenen Mohn darüberstreuen und vorsichtig mischen. Zum Schluss mit Puderzucker bestreuen.


Blog-Event CV - Typisch Österreich - Typisch Salzburg (Einsendeschluss 15. Februar 2015)

Penne mit Fenchel, Kumquats und Tomaten

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Es regnete heute in Strömen. Endlich, denn jeder Tropfen Wasser der vom Himmel kommt, wird dringend gebraucht. Die vergangenen anderthalb Jahre waren selbst für diese Region in Spanien extrem trocken. Da mein Autole Regen ganz und gar nicht liebt und immer ins Stottern kommt, es es von unten naß wird, verzichtete ich aufs Einkaufen und schaute nach, was die Vorräte denn so hergeben könnten. Im Gemüsefach des Kühlschranks erspähte ich eine Fenchelknolle, ein paar Kumquats und einen kleinen Pak Choi Kohl. Zwiebel, Knoblauch, Parmesankäse und Nudeln aller Art sind immer im Haus. Im Winter auch stückige Dosentomaten. Auch in Spanien sehen Tomaten um diese Jahreszeit nur wie Tomaten aus, schmecken aber nach Wasser pur.
Fenchelknollen kombiniere ich gern mit Kumquats oder Orangen. Ich finde, die beiden Geschmäcker ergänzen sich hervorragend. Dazu noch etwas Fenchelsamen und für die Schärfe eine gelbe Chilischote. Das ganze wurde eine vegetarische Sauce für die Penne.
Da passt es gut, daß der beste aller Testesser und seine Liebste sich für die kommenden zwei Wochen nur vegetarisches Essen wünschen.
Penne mit Fenchel, Kumquats und Tomaten
400 g kurze Nudeln (z.B. Penne)
1 kleine, rote Zwiebel
1 rosa Knoblauchzehe
1 gelbe Chilischote (sie darf auch rot sein)
1-2 Fenchelknollen
1 kleiner Pak Choi Kohl (oder auch nicht)
3-4 EL Olivenöl nativ extra
1 TL Fenchelsamen
4-5 Kumquats
1 Dose stückige Tomaten (400 g)
1 Blutorange
Orangensalz
schwarzer Pfeffer aus der Mühle
Parmesankäse
Fenchelgrün oder wilder Fenchel

Für die Sauce Zwiebel und Knoblauch häuten und fein hacken. Chilischote halbieren, Samen entyfernen. Schote in feine Streifen schneiden.  Fenchelknolle halbieren, Strunk entfernen. Fenchel in feine Streifen schneiden. Fenchelgrün aufheben. Kumquats halbieren, das Fruchtfleisch entfernen. Schale in feine Streifen schneiden. Pak Choi in feine Streifen schneiden. Die Blutorange auspressen.

Das Öl in einem flachen Topf erhitzen. Knoblauch, Zwiebel, Chilischote und Fenchelsamen bei schwacher Hitze 3-4 Minuten anschwitzen. Kumquat- und Fenchelstreifen zugeben und 5 Minuten andünsten. Tomaten und 100 ml Wasser zufügen. Salzen und pfeffern. Halb zugedeckt circa 12-15 Minuten köcheln.  Nach circa 5 Minuten die Pak Choi Streifen zugeben. Zum Schluß mit Blutorangensaft abschmecken.

Nudeln nach Vorschrift kochen. Abschütten und in eine Schüssel füllen. Mit der Sauce vermischen. Mit Parmesan und Fenchelgrün bestreut servieren.




Innereien: Provenzalische panierte Kutteln mit Schnittlauchsauce

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Da ich keine geborene Schwäbin bin, sondern nur eine Reigschmeggde, waren mir Kutteln in meiner frühen Jugend zunächst suspekt. Nach dem Motto, was die Bäuerin nicht kennt, frisst sie nicht.
Das änderte sich ganz schnell, als ich Anfang der 1970er Jahre meine erste Reise in die Provence machte. Dort lernte ich ein Kuttelrezept kennen, das mich vom Saulus zum Paulus werden ließ: Die Kutteln waren in Quadrate geschnitten, paniert und knusprig gebraten und wurden mit einer nach Knoblauch duftenden Schnittlauchbutter serviert. Noch heute, nach so vielen Jahren, gehört dieses Kuttelgericht zu meinen Standardrezepten. Selbst Kuttelgegner wie meine Kölner Schwiegermutter, überzeugte ich mit diesen köstlichen provenzalischen Kutteln. Sie wusste nicht, was sie aß, verlangte aber einen Nachschlag. Selbst als ich ihr gestand, daß sie gerade Kutteln gegessen hatte, meinte sie nur: "Ich wusste gar nicht, daß Kutteln so gut schmecken können.".
Das große Kuttel- und Innereienangebot in der Markthalle von Barcelona
Kutteln gelten in vielen deutschen Regionen als Hundefutter. In der traditionellen und bäuerlichen Küche in Frankreich, Italien, Spanien oder Portugal sind Kutteln hingegen ein wichtigen Teil der Eßkultur.
Die Portugiesen sollen ihre geliebten Tripas a moda do Porto sogar so häufig essen, daß ihnen der Spitzname Tripeiros (Kuttelfresser) verliehen wurde.
Kutteln werden zu Ragouts, Eintöpfen und Suppen verarbeitet oder gebraten als Hauptgericht gegessen. In Frankreich gibt es außerdem mehrere Wurstsorten, die mit Kutteln zubereitet werden.
In Süddeutschland und der Schweiz werden Kutteln nur noch von wenigen Feinschmeckern geschätzt. Doch man findet sie zum Glück immer noch auf der Speisekarte einiger ländlicher Gasthöfe.
Dieses Kuttelrezept hatte übrigens schon einmal vor vier Jahren in meinem Blog in einem Beitrag zu Kutteln im Allgemeinen veröffentlicht. Da es ging es wohl etwas unter. Nun taucht dieses provenzalische Kuttelgericht plötzlich in etlichen Blogs auf. Tja, manchmal brauchen gastronomische Trends auch etwas Zeit...
Provenzalische panierte Kutteln mit Schnittlauchsauce
1 Kilo ganze Kutteln
1 l würzige Fleischbrühe
1 Bund Suppengrün (Karotten, Pastinaken, Sellerie, Lauch, etc.)
1 TL Gewürze (Pfeffer, Piment, Szechuanpfeffer, Koriandersamen)
Semmelbrösel
1-2 Eier
Olivenöl zum Braten
Für die Schnittlauchsauce:
1 Bund Schnittlauch
Butter
2 violette Knoblauchzehen
Meersalz
1 Zitrone

Auch wenn die Metzger heutzutage ihren Kunden die langwierige Reinigung und Vorbereitung der Kutteln abnehmen, empfiehlt es sich trotzdem, die Kutteln noch etwa 45 Minuten in würziger Brühe zu kochen, damit sie schön weich werden. Dazu putze ich das Suppengürn und schneide es klein. Die Gewürze zerstoße ich grob im Mörser. Beides wird in Fleischbrühe aufgekocht, dann kommen die Kutten dazu. Bei schwacher Hitze dürfen sie circa 45 Minuten köcheln.

Die gut abgetropften Kutteln in circa 3x3 cm große Stücke schneiden. Eier verrühren und leicht salzen. Kutteln erst in Ei dann in Paniermehl wälzen. Reichlich Öl in einer großen Pfanne erhitzen. Die panierten Kutteln portionsweise im heißen Öl von beiden Seiten knusprig braun braten. Kurz auf Küchenkrepp legen, um überschüssiges Fett zu entfernen.

Für die Schnittlauchbutter die ungeschälten Knoblauchzehen mit einem schweren Messer leicht quetschen. Schnittlauch mit der Schere in feine Röllchen schneiden.
Butter in einer Pfanne schmelzen. Knoblauchzehe zufügen und bei geringer Hitze mitbraten. Die Butter darf nicht braun werden. Mit Salz und Zitronensaft abschmecken. Schnittlauchröllchen zur Butter geben. Knoblauch vor dem Servieren entfernen. Schnittlauchbutter zu den gebratenen Kutteln servieren.

Tierfreitag: Klare Gemüsesuppe mit Pak Choi, Navets, Broccoli, Karotten und Hirse

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Mir war heute so nach klarer Gemüsesuppe zumute. Diese Gemüsesuppen, die nur den Geschmack des Gemüses und der verwendeten Gewürze enthalten, sind mit am liebsten. Welches Gemüse in die Suppe kommt, hängt von der Jahreszeit, dem Marktangebot und meiner Laune ab. Wenn man das Gemüse dann noch auf den Punkt gart, d.h. nicht alles auf einmla sondern entsprechend der jeweiligen Garzeit in den Topf gibt, kann so eine einfache Suppe ein aromatischer Hochgenuß sein.
Am liebsten kaufe ich mein Gemüse bei Pepa. Da weiß ich, was drin und drauf ist. Meine Gemüsehändlerin Pepa wird immer besser. Nachdem sie seit kurzem blaue Vitelottekartoffeln anbietet, ich hatte sie ja auch oft genug mit meiner Frage nach dieser Sorte genervt, hat sie jetzt Pak Choi in ihren Regalen liegen. Der wanderte spontan in meinen Einkaufskorb. Auch von den knackigen Navets nahm ich ein paar mit. Zusammen mit Karotten, Broccoli, ein paar Kumquats und Gewürzen kam alles in die Suppe. Um die Suppe etwas gehaltvoller zu machen, kochte ich noch Hirse als Einlage. Die koche ich - wie Graupen oder Nudeln - immer getrennt und gebe sie erst zur fertigen Suppe. Sonst würde die Suppe möglicherweise trübe und vor allem, weil diese Einlagen gern nachquellen. Das Tüpfelchen auf dem i waren die Kumquatstreifen. Durch sie bekam die Gemüsesuppe eine wunderbar fruchtige Zitrusnote.
Klare Gemüsesuppe mit Pak Choi, Navets, Karotten, Broccoli und Hirse
1 Handvoll Broccoliröschen
4 Karotten
2 Navets (Mairübchen)
1 Pak Choi oder 2 Stiele frischer Mangold
1 Schalotte
1 Knoblauchzehe
1 fingerlanges Stück Ingwerwurzel
1/2 TL Korianderkörner
4-5 Kumquats
Limettensalz
2 EL Olivenöl nativ extra
150 g Hirse
einige Schnittlauchhalme

Schalotte und Knoblauchzehe häuten und fein hacken. Karotten schaben und in feine Streifen schneiden. Navets mit dem Sparschäler schälen und in Scheiben schneiden.  Die weißen Teile des Pak Choi von den grünen Blättern abschneiden. Beides quer in feine Streifen schneiden. Ingwer schälen und in kleine Würfel schneiden. Kumquats halbieren, das Fruchtfleisch entfernen, die Schale in feine Streifen schneiden. Korianderkörner im Mörser fein zerreiben.

Olivenöl in einem Topf erhitzen. Schalotten- und Knoblauchwürfel im heißen Öl glasig anschwitzen. Korianderkörner zugeben. Dann zunächst die Karotten- und Navetscheiben sowie die Ingwerwürfel und die Kumquatstreifen zugeben und 2-3 Minuten mitdünsten. Nun das das Weiße des Pak Choi in den Topf geben. Kurz anschwitzen. Mit Limettensalz würzen und mit knapp einem Liter Wasser auffüllen. Aufkochen lassen und zugedeckt circa 10-15 Minuten bei schwacher bis mittlerer Hitze köcheln. Dann die grünen Pak Choi Streifen und die Broccoliröschen in die Suppe geben und circa 5 Minuten mitziehen lassen..

Während die Gemüsesuppe kocht, die Hirse in ein Sieb schütten und gut mit kaltem Wasser abspülen. In einen Topf mit kochendem Salzwasser schütten und circa 15-20 Minuten kochen. In ein Sieb schütten und mit kaltem Wasser abschrecken. Abtropfen lassen.

Zum Servieren je 2-3 EL Hirse in tiefe Teller verteilen. Die heiße Suppe auffüllen. Mit Schnittlauchröllchen bestreut servieren.

tierfreitag

Ein Schnitzel, das von Frankreich über die Ukraine nach New York reiste

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"A schnitzel is a boneless meat, thinned with a meat tenderizer, coated with flour, beaten eggs and bread crumbs, and then fried. A popular food in many countries, it is made from veal, mutton, chicken, beef, turkey, or pork. It is very similar to the French dish escalope..."steht in Wikipedia. Sehr appetitanregend hört sich das ja nicht. Ob das Peter G.Spandl dazu animert hat, in seinem schönen Blog Aus meinem Kochtopf zur Schnitzeljagd zu blasen? Vielleicht will er mit diesem Event herausbekommen, ob denn wenigstens die Foodblogger in der Lage sind, ordentliche Schnitzel zuzubereiten.
Glücklicherweise hat Peter den Begriff Schnitzel sehr weit gefasst und weder auf Schwein oder Kalb beschränkt. Noch nicht einmal Fleisch muß es unbedingt sein. Nach einigem Nachdenken fiel mir ein Gericht ein, das eigentlich gar nicht unter dem Namen Schnitzel bekannt ist, obwohl es gastronomisch gesehen in diese Kategorie fällt. Es handelt sich um ein Schnitzelgericht, das im heutigen Kiew eine sehr weit verbreitete Spezialität ist. Ein Hühnerschnitzel, besser bekannt als Hühnchen à la Kiew oder Huhn Kiew oder Chicken Kiev, ein mit Kräuterbutter gefülltes, in einer knusprigen Panade gebackenes Hühnerschnitzel. Für ausländische Touristen in Kiew ein Muß, denn keiner will nach Hause fahren, ohne das berühmte Chicken Kiev vor Ort gekostet zu haben. Dabei liegen die eigentlichen Wurzeln dieses russischsten aller Hühnchen in Frankreich.  Das Originalrezpt stammt von dem französischen Meisterkoch, Konditor und Erfinder Nicolas Appert (1749-1841). Appert kochte nicht nur eine zeitlang am Hofe der russischen Zarin Elisabth Petrowna I., sondern gründete auch 1804 im französischen Ivry-sur-Seine die weltweit erste Konservenfabrik. Zarin Elisabeth (1709-1762), Tochter Peter des Großen, aß gern, gut und viel und war bekannt für ihre Vorliebe für die französische Küche.
Zarin Elisabeth Petrowna I.
Monsieur Appert kreierte dieses Gericht für die Zarin. Somit handelt es sich genau genommen um ein russisches oder französisches und nicht etwa um ein ukrainisches Gericht, wie der Name eigentlich impliziert. Zarin Elisabeth kannte das Gericht allerdings unter dem Namen „Poulet Suprême". Nach der russischen Revolution von 1917 gelangte das Poulet Suprême nach New York und wurde dort in Chicken Kiev umgetauft, um damit den vielen dort lebenden russischen Emigranten einen Gefallen zu tun. Damals war die Ukraine ja noch unter sowjetrussischer Herrschaft und die Kornkammer für die junge Sowjetunion. Das Rezept kam während des Zweiten Weltkriegs nach Europa und in die Ukraine zurück und wurde Bestandteil der modernen russischen und ukrainischen Küche.
Im russisch-urkainischen Original werden die Brustfilets so geschnitten, daß die Hühnerflügel dran bleiben. Die werden dann von jedem Fleisch befreit und dienen suzusagen als Haltegriff für den Esser. Das allerdings konnte ich meiner spanischen Metzgerin nicht erklären. So habe ich mich auf Hühnerbrustschnitzel ohne Griff beschränkt. Damit aus dem Hühnerschnitzel à la Kiew keine Fettorgie wird, habe ich das mit Kräuterbutter gefüllte und panierte Fleisch im Ofen gebacken und nicht, wie es heuzutage leider oft gemacht wird, in viel Öl frittiert.
Chefkoch Appert erfand auch die besondere Panade für sein Poulet Suprême. Die Semmelbrösel werden mit Salz, Pfeffer und etwas Öl vermischt und vorher im Backofen goldbraun geröstet.


Hühnchenschnitzel à la Kiew
2 ganze Hühnerbrüste
Für die Füllung:
100 g weiche Butter
1 Schalotte
1/2 Bund glatte Petersilie
2-3 Zweige Estragon
2-3 Zweige Dill
Zitronensaft
Salz
schwarzer Pfeffer aus der Mühle
Für die Panade:
2 Eier 
2-3 EL Mehl
reichlich Semmelbrösel
2-3 EL bestes Sonnenblumenöl
Meersalz
schwarzer Pfeffer aus der Mühle


Schalotte häuten und sehr fein hacken. Petersilie, Dill und Estragon fein hacken. Alles mit der weichen Butter gut verkneten. Mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft würzen. Eine relativ dünne Rolle formen und in Frischhaltefolie wickeln und mindestens eine Stunde im Kühlschrank fest werden lassen.

Während die Kräuterbutter fest wird, die Panade vorbereiten. Dafür den Backofen auf 150ºC vorheizen. Semmelbrösel mit Salz und Pfeffer vermischen. Sonnenblumenöl zugeben und untermischen. Die Semmelbrösel auf einem Backblech ausbreiten und im vorgeheizten Backofen in der mittleren Schiene solange backen, bis die Brösel trocken und goldbraun sind. Das dauert knapp eine halbe Stunde. Während des Backens die Brösel ein paarmal mit einem Spatel wenden, damit sie rundum braun werden.

Die Hühnerbrüste teilen und die Hälften mit einem sehr scharfen Messer in der Mitte der Länge nach, einschneiden, ohne sie dabei komplett durchzuschneiden. Man beginnt dabei am hinteren, dünneren Ende. Die Hühnerbrust dann wie ein Buch aufschlagen.

Nun die Hühnerschnitzel mit etwas Wasser auf beiden Seiten beträufeln, dann locker in Frischhaltefolie einschlagen. Mit der glatten Seite des Fleischklopfers möglichst dünn ausklopfen. Die Ränder der Schnitzel anschließend vorsichtig noch dünner auf circa 3 mm ausklopfen.

Die Kräuterbutter in vier Stücke schneiden. Hühnerschnitzel mit Salz und Pfeffer würzen. Ein Butterstück in die Mitte den unteren, schmalen Teil des Hühnerschnitzels legen. Das Fleisch einmal aufrollen, dann die Seiten des Fleisches nach innen einschlagen. Dann die Butter weiter einrollen, bis sie komplett vom Fleisch umschlossen ist. Das Fleisch muß fest verschlossen sein, damit beim Backen keine Butter austritt. Das Fleisch anschließend für eine Stunde unbedeckt im Kühlschrank lagern, damit sich die Enden des Hühnerfleisches verschließen.

Den Backofen auf 180° C vorheizen und Backofenrost in die mittlere Schiene schieben. Die Fettpfanne darunter stellen. Die Eier gut verquirlen und leicht salzen. Mehl, Eier und Semmelbrösel in drei tiefe Teller geben. Das vorbereitete Hühnerfleisch zunächst in Mehl wälzen, dann in Eier eintauchen und abtropfen lassen. Zum Schluß das Fleisch in den Semmelbröseln wenden, bis es komplett bedeckt ist.

Die panierten Hühnerschnitzel auf dem Rost in der mittleren Schiene über einem Backblech für circa 35-40 Minuten im Ofen  bei 180ºC backen. Den Backofen ausschalten und die Hühnerschnitzel noch fünf Minuten ruhen lassen.

Dazu gab es bei uns Strohkartoffel und einen Frühlingssalat.


Strohkartoffeln oder Pommes alumettes
2-3 große festkochende Kartoffel
Öl zum Frittieren
feines Meersalz

Kartoffeln schälen. Dann der Länge nach circa 2 mm dicke Scheibchen und anschließend in feine Stäbchen schneiden. Sofort in kaltes Wasser legen und einige Minuten wässern. Dadurch wird die Stärke entfernt und die Kartoffelstäbchen kleben beim Backen nicht zusammen. Die Kartoffelstäbchen portionsweise aus dem Wasser heben, in ein Sieb geben und dann mit Hilfe eines Küchentuchs gut abtrocknen.

In einem hohen Topf oder einer Fritteuse reichlich Öl erhitzen. Die Kartoffelstäbchen darin portionsweise etwa anderthalb bis zwei Minuten frittieren, bis sie goldgelb und kross sind..

Herausheben und gut abtropfen lassen. Auf eine Platte legen und nicht zugedeckt im Backofen warmhalten. Erst kurz vor dem Servieren mit Salz würzen.


Blogevent Schnitzeljagd

Gewürze in meiner Küche: Zimt

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Gewürze sind für die Küche unentbehrlich. Das ist keineswegs neu. Schon Herrmann und Katinka Mostar führten 1971 in ihrem bezaubernden Kochlesebuch "Katerlieschens Kochbuch - Was gleich nach der Liebe kommt, in der Rubrik "Zutaten, die Sie immer im Hause haben sollten", fast 30 verschiedene Gewürze und Kräuter auf. Die habe ich mir alle samt Gewürzregal auch gekauft, als ich meinen ersten eigenen Studentinnenhaushalt einrichtete. Bis heute kamen noch viele Gewürze dazu, von denen damals kaum jemand eine Ahnung hatte.  Rund 60 verschiedene Gewürze dürfte mein Gewürzschrank heute sicher beherbergen. Ein paar dieser Gewürze möchte ich in loser Folge in meinem Blog vorstellen. Auch für die besten aller Testesser, die mittlerweile gern und gut selber kochen und anfangen, die Welt der Gewürze zu entdecken.
Fangen wir mit dem Gewürz an, das zu meinen Lieblingsgewürzen zählt und nicht nur zu Weihnachten verwendet werden kann: Der Zimt.

Nicht umsonst wird Zimt auch das Gewürz der Venus genannt. "Zimt ist süß und bitter wie die Venus und damit die Frauen...", erklärt Großvater Vassilis seinem achtjährigen Enkel Fanis in der wunderschönen kulinarischen Tragikkomödie Zimt und Koriander des griechischen Regisseurs Tassos Boulmetis. Seit ich während meiner Recherchen für mein Andalusienkochbuch auf Zimt als Zutat für Fleisch- und Fischgerichte gestoßen bin, möchte ich dieses Gewürz nicht mehr missen. In nördlichen Breiten wird Zimt immer noch eher mit Süßem wie Reisbrei, Kompott, Weihnachtsplätzchen, Punsch, etc. assoziiert. Das war nicht immer so. Früher einmal galt Zimt als kostbares und teures Gewürz und wurde zu so gut wie allem verwendet, was aus der Küche kam. Gelegentlich wurde da auch zuviel des Guten getan, denn wer reich war, ließ reich-lich mit Zimt würzen, um seinen Reichtum zu zeigen. Warum nach dieser Zeit der Zimt mehr und mehr aus den nordeuropäischen Küchen verschwand und nur noch für Süßspeisen verwendet wurde, werden wir wohl niemals genau wissen.

In Südeuropa, arabischen Ländern bis hin nach Indien und China ist das nämlich nicht so. Dort wird Zimt eifrig auch in Hauptgerichten verwendet. In Griechenland und Spanien werden Schmorgerichte und Eintöpfe mit Lamm und Rind kräftig mit Zimt abgeschmeckt. In Spanien wird Zimt auch zum Würzen von manchen Würsten verwendet.Türkische KöchInnen lieben es, Hackfleischbällchen, Fischeintöpfe, Füllungen für Tomaten, Auberginen, etc. mit Zimt zu verfeinern und so manche marokkanische Tajine wäre ohne Zimtpulver recht fad. Die meisten indischen Chutneys und Currys enthalten Zimt. Das berühmte südchinesische Fünf-Gewürze-Pulver enthält neben Sternanis, Szechuanpfeffer, Nelken und Fenchel eine ordentliche Portion Zimt. In Mexiko würzt man Schokolade mit Zimt. Zimt ist auch in der scharfen Schokoladensauce Mole, in der Chorizo und im Champurrado. Verwendet man Zimt zusammen mit Chili, Cayenne, Koriander, Kardamom, Ingwer und Muskat, kommt seine gewisse Schärfe am besten zur Geltung. Mit Kräutern wie Oregano, Thymian und Rosmarin verträgt sich Zimt hingegen nicht so gut.
Zimt ist das einzige aus der Rinde gewonnene Gewürz in der Küche. Wie bei allen Gewürzen, gibt es auch beim Zimt Qualitätsunterschiede. Der edelste und auch teuerste Zimt stammt von zarten Schößlingen. Er nennt sich Cinnamomum verum oder Caneel. Da die meisten Zimtbäume dieser Art in Sri Lanka stehen, früher Ceylon genannt, nennt man diesen Zimt auch Ceylon-Zimt. Nach Entfernung der Borke und der Mittelrinde wird die nur wenige Millimeter dicke innere Rinde des jungen Zimtbaumes abgeschält. Sie rollt sich schon während der Ernte meist von selbst von beiden Seiten her auf. Sechs bis zehn dieser Rollen werden ineinandergeschoben und anschließend. getrocknet. Das sind die Zimtstangen, die wir kennen. Beim Ceylonzimt entscheiden Bruchteile von Millimetern über die Qualität. Als internationale Norm haben die Zimthändler eine eigene Wertmaßeinheit geschaffen, die Ekelle. Caneel der besten Qualität trägt die Bezeichnung 00000, die schlechteste nur eine 0. Qualitäten die noch darunter liegen, werden mit Ekelle I bis IV bezeichnet. Merken muß man sich das als Verbraucher jedoch nicht. Da reicht es, wenn man auf den Preis achtet. Ceylon-Zimt wird meist in Stangenform angeboten. Hier gilt: je dünner die Zimtstangen, desto intensiver und feiner das Aroma und desto teurer das Produkt. Ceylon Zimt schmeckt warm, leicht süßlich und sehr aromatisch.
Erdbeeren im Zimtteig
Nicht ganz so wertvoll ist der Cassia Zimt. Er stammt vom Cassia Zimtbaum Cinnamomum Cassia, der heutzutage hauptsächlich in Vietnam und im Hochland von Sumatra kultiviert wird.  Die ein bis drei Millimeter dicke Innenrinde des Cassiazimts ist dunkler als die des Ceylon Zimts und wird nur einseitig aufgerollt. Dann schneidet man sie in 30 bis 60 cm lange Stücke und lässt sie etwas antrocknen. Die Cassia Zimtstange ist dicker als die Caneelstange. Zimt wird in Ballen, die mit Leinen oder Stroh umhüllt sind, transportiert. Cassiazimt wird vorwiegend zu Zimtpulver verarbeitet. Gemahlen wird der Zimt jedoch erst am Bestimmungort. So vermeidet man den Verlust von Aroma. Cassiazimt ist weniger aromatisch süß,  schmeckt aber dafür kräftiger und schärfer.
Noch ein Tipp: Auf einer Muskat- oder Ingwerreibe oder in einer alten, handbetriebenen Kaffeemühle kann man Zimtstangen frisch reiben bzw. mahlen. Der dabei entstehende Duft ist unwahrscheinlich verführerisch, und das Aroma des frisch gemahlenen Zimts ist deutlich intensiver als das von gekauftem Zimtpulver.
Schweinefilet mit Zimtsauce
 2-3 Schweinefilets circa 800 g
1 1/2 TL Zimt
2 Schalotten
3 EL mildes Olivenöl nativ extra
1/8 l trockener Sherry oder Weißwein (ersatzweise Fleischbrühe mit etwas Zitronensaft)
250 ml Sahne
1 Lorbeerblatt
Salz und frisch gemahlener weißer Pfeffer

Schweinefilet in circa 3 cm dicke Scheiben schneiden. Von beiden Seiten kräftig mit Zimt einreiben. Ein paar Minuten ruhen lassen. Schalotten häuten und fein hacken.

Olivenöl erhitzen. Schweinefilets im heißen Öl von beiden Seiten goldbraun anbraten. Herausnehmen und warm stellen.

In demselben Öl die Schalotten glasig anschwitzen. Sherry auffüllen und bei starker Hitze um die Hälfte einkochen lassen. Sahne und Lorbeerblatt zugeben und unter ständigem Rühren mit dem Schneebesen solange kochen, bis eine cremige Sauce entsteht. Mit Salz, Pfeffer und 1/2 TL Zimt würzen.

Die Fleischscheiben wieder in die Sauce legen und bei schwacher Hitze circa 8-10 Minuten schmoren.

Zu den Schweinefilets mit Zimtsauce schmecken grüne Bandnudeln oder körnig gekochter Basmatireis.

Das Rezept stammt aus meinem Kochbuch Andalusien, Küche und Kultur, das im Gräfe & Unzer Verlag erschien.

Ein Buchtipp zum Thema:  Zimt, Das Juwel aus Tausendundeiner Nacht, von Wolfgang Hübner und Michael Wissing, erschienen im AT-Verlag, Baden und München



Kochbuchvorstellung: Und rührs ein pahr Vatter Unßer lang...von Cornelia und Franz Haller

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Wer gerne kocht, der liest meist auch gerne Kochbücher. In den gut 45 Jahren, die ich nun koche, hat sich eine ganze Anzahl Kochbücher bei mir angesammelt. Mir gefallen Kochbücher mit schönen Bildern und guten Rezepten. Doch am meisten interessieren mich Kochbücher, die ich als Koch-Lesebücher bezeichne. Da findet man nicht nur interessante Rezepte, sondern auch Geschichten vom und ums Essen. So ein Kochbuch ist Und rührs ein pahr Vatter Unßer lang von Cornelia und Franz Haller. Dieses Kochbuch wird sich in die Reihe meiner Lieblingskochbücher einreihen

Das Kochbuch basiert auf dem rund 200 Jahre alten, handgeschrieben Kochbuch von Joseph Anton Haller, ein Vorfahr der beiden Autoren. Haller berichtet in seinen Rezepten, was und wie man zu Zeiten Andreas Hofers in Tirol und insbesondere im Passeiertal gegessen hat. Seine Nachfahren, Cornelia und Franz Haller, haben die besten Rezepte aus diesem Kochbuch ausgesucht, nachgekocht und heutigen Koch- und Essgewohnheiten angepasst.

Ich kann mir gut vorstellen, daß es für die beiden Autoren eine mühselige Arbeit war, die Handschrift ihres Ahnen zu entziffern und die Ausdrücke aus dem alten Kochbuch ins heutige Deutsch zu übersetzen. Oder hätten Sie gewusst, was Agras, Brei, Ferchen, Paumböhl, Pergramb oder Kütten sind? Ich nicht.  Im Glossar und den Erläuterungen am Schluß des Buches sind diese Ausdrücke mit Übersetzungen der Autoren aufgeführt. Auch sie konnten nicht alle Rätsel lösen. Wie schwer diese Arbeit war, kann man im Anhang nachvollziehen, der einige Rezepte in Hallers Originalsprache enthält. Die Ausdrucksweise des Joseph Anton Haller entlockte mir mehr als einmal ein Schmunzeln.
Abbildung des Originalkochbuchs
Daß das Buch keine Fotos der Gerichte enthält, ist absolut kein Manko. Im Gegenteil, Hochglanzfotos würden gar nicht zum Stil des Buches passen. Wunderschöne Zeichnungen, Stiche und Originalkommentare aus der Handschrift, verwandeln das Kochbuch auch optisch in ein vergnügliches Lesebuch.

Bevor es ans Kochen und zu den Rezepten geht, wird höchst interessant und spannend die Kultur- und Gastronomiegeschichte der Passeiertaler Schildhöfe erzählt. In einem dieser Schildhöfe, dem von Sartaus, wurde Joseph Anton Haller 1760 geboren. Vielleicht hat er in der großen Küche des Sartauser Schildhofs auch sein Kochbuch geschrieben. Auch über die Ess- und Trinkgewohnheiten in Tirol im 1800 wissen die Autoren Interessantes zu berichten.

Der Rezeptteil ist klassisch nach Grundrezepten, Vorspeisen, Beilagen, Fisch und Krebse, Fleisch und Geflügel, Mehl- und Süßspeisen sowie Verschiedenes aufgeteilt. Als spezielles Schmankerl findet man im Anhang noch einige besondere Originalrezepte von Urahn Haller.


Und was kochte nun Herr Haller senior so? Joseph Anton Haller mochte Fleisch, Geflügel, Fisch, Flusskrebse und die überall in Tirol beliebten Mehlspeisen. Er schrieb einfach das auf, was er gern aß. Vegetarier war Haller allerdings ganz und gar nicht. Mit Salatrezepten oder Gemüse als Hauptgericht hatte er es nicht so. Vielleicht brauchte man dafür auch keine Rezepte. Dafür geraten jedoch Liebhaber der Tiroler Küche nicht nur bei klassischen Gerichten wie Schmalzfleckerln und Krautnudeln, Flusskrebsstrudel und Wildschweingulasch im Heusud, Marillenknödeln, Gugelhupf und Strauben ins Schwärmen. Zur Einstimmung gibt es Soufflé oder Gratin vom Flusskrebs, Schmarren oder Knödel mit Buchweizen oder Sauerkrautsuppe. Im Fischteil kann man unter gesottenen Forellen, Karpfen auf jüdische Art und Fischsülze wählen, um sich dann an einer Kalbsbrust mit Kapern, einem mit Mandeln gefüllten Huhn oder gebackenen Stubenküken mit süßer Sauce zu laben. Zum Abschluß etwas Süßes: Wie wäre es mit Kastanientorte, Mandelsoufflé oder einem Stachelbeerauflauf? Für Säfte, Saucen, Konfekt und andere Süßigkeiten hatte Haller ebenfalls ein Faible.  Unter Verschiedenes findet man Rezepte für Essigkirschen, Granatapfelgelee,  Grüne Nüsse, Quittensaft oder kandierte Pomeranzenschalen. Selbst ein Rezept für einen Verjus  (Traubensaft aus unreifen Trauben) ist zu vorhanden. Man merkt beim Lesen gleich, dass es zur Zeit des Autors in den Bächen des Passeier Tals von Fischen, Krebsen und anderen Genüssen nur so gewimmelt haben muß. Daß der Süden vom Passeier Tal nicht weit entfernt ist, erkennt man an der reichlichen Verwendung von Mandeln, Pistazien, Pomeranzen und Granatäpfeln.
Mein Fazit zu diesem schönen Buch: 
Dieses Kochbuch ist nicht nur den Freunden der österreichischen und ganz besonders der Tiroler Küche empfehlenswert. Jeder der Vergnügen Kochlesebüchern hat, wird an diesem Buch seine Freude haben. Die Rezepte sind gut verständlich und reizen zum Nachzukochen. Sie haben, trotz der Modernisierung, ihren Charakter beibehalten. Die Rezeptbreite reicht vom einfachsten Alltagsessen bis zu feinen, üppigen Alttiroler Festtagsgerichten. Es ist allerdings kein Kochbuch für Kochanfänger.

Zu Recht ist dieses wunderbare und unterhaltsame Buch, das auch optisch ein Augenschmaus ist, "Winner-Italy “ des Gourmand-Cookbook-Award in der Kategorie „Best local Cuisine Book 2015“. Meine Gratulation an den Verlag und die Autoren.

Cornelia und Franz Haller
Und rührs ein pahr Vatter Unßer lang
Alte Tiroler Festtagsrezepte für die Küche von heute
Edition Raetia
ISBN: 978-88-7283-479-4
19,90 Euro



Zum Ausprobieren habe ich mir diese vier Rezepte ausgesucht, deren Zutaten ich hier jederzeit bekomme. Es werden sicher nicht die letzten sein, die ich aus diesem historischen und kulinarischen Schatzkästlein kochen möchte.

Gebackene Stubenküken mit süßer Sauce -
Junge Heindl  in einer Sießen Schwarzen Suppen (S.74)

Orangentorte  - Pomberanzen Dortten
(S.82)













Sauerkrautsuppe (S.43)











Gesottene Forellen - Ferchen zu sieden, ein andere Art (S. 54)













Broccoli-Kartoffel-Gratin mit baskischem Bergkäse

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Beim Broccoli verkaufe ich mich immer. Da sind die Augen meist größer und ich kaufe mehr, als wir verbrauchen können, ehe der grüne Kohl gelb wird. So war es auch auf dem letzten Wochenmarkt. Um den Broccoli zu retten, habe ich die Röschen vorsorglich blanchiert. So konnten sie ein, zwei Tage im Kühlschrank überdauern.
Broccoli soll ja ein altes Gemüse sein. Ursprünglich stammt Broccoli aus Kleinasien. Den Griechen war er heilig und die alten Römer liebten ihn, wie Plinius der Ältere (23-79) berichtet. Sie kultivierten den Broccoli, kreuzten Pflanzen, um starke, widerstandsfähige und schmackhafte Sorten zu erzeugen.  Der Gourmet Marcus Gavius Apicius führt in seinem Kochbuch im Kapitel Gemüse verschiedene Zubereitungsarten von Broccoli auf: Roh, als Pürée, mit Olivenöl angemacht oder gekocht. Der römische Kaiser Tiberius 42 v. Chr. - 37 n. Chr.) musste sogar seinen Sohn Drusus vor zuviel Brokkoligenuss warnen, da er seine Sucht wohl nicht mehr zügeln konnte. Daran könnte sich so manches heutige Kind ein Beispiel nehmen, wenn es die Nase rümpft, weil Broccoli auf den Tisch kommt. Außerdem galt Broccoli den alten Römern als Geheimrezept gegen den unvermeidlichen Kater nach einem ausschweifenden Trinkgelage.

Durch Katharina de Medici gelangte der Broccoli im 16. Jhdt. nach Frankreich und wurde den Engländern als italienischer Spargel verkauft. In Deutschland wurde der Spargelkohl, wie er damals genannt wurde, bereits im Mittelalter in Rezepten erwähnt, geriet aber nach einiger Zeit wieder in Vergessenheit. Seit den 1970er Jahren ist Broccoli in Deutschland wieder verstärkt in Mode gekommen. Ein Drittel des in Deutschland verkauften Broccoli stammen aus heimischem Anbau. Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz produzieren knapp 40 % der heimischen Ernte. Heimischen Broccoli gibt es jedoch nur von Juli bis Oktober. Die Hauptanbaugebiete für Broccoli sind in Europa Italien und Spanien.
Der Name Broccoli stammt von dem lateinischen Wort brachium, was Arm bedeutet. Die Italiener machten daraus braccio. Die auf den Armen sitzenden Röschen sind – botanisch gesehen – Blütenstände, die geerntet werden, bevor sich die Blüten öffnen. Außer dem grünen Broccoli gibt es noch gelbe und violette Sorten. Die violette Variante ist in Italien besonders beliebt.
Meinen Gratin bzw. den Eierguß habe ich statt mit dem übliche Gewürzen (Muskat, Pfeffer) mit Langem Pfeffer gewürzt. Der schmeckt warm und scharf und leicht süßlich, passte also ganz hervorragend zu dem Gericht.
Was den Käse anbelangt: Von einer Belper Knolle können wir hier in Spanien nur träumen. Dafür hatte ich einen wunderbar würzigen baskischen Bergkäse, einen Tomme de brebis Basque, aus dem französischen Baskenland, der diesem Brokkoli-Kartoffelauflauf auch ein kräftiges Aroma verlieh.
Broccoli-Kartoffel-Gratin mit baskischem Bergkäse
 600 g Broccoli
4 Eier
600 g Kartoffeln
circa 60 g würziger Käse (ich nahm baskischen Bergkäse, Tomme de Savoie geht auch)
125 ml Sahne
4 Stück Langer Pfeffer (Bengalpfeffer)
Meersalz
1 Stück Butter
1 Prise Zucker

Die Kartoffeln ungeschält in Salzwasser kochen. Den Broccoli in kleine Röschen zerteilen. Die Stengelteile zerkleinern. Salzwasser mit einer Prise Zucker aufkochen. Zuerst die Stengel circa 5 Minuten im Salzwasser kochen. Dann die Broccoliröschen zugeben und circa 4-5 Minuten blanchieren. In ein Sieb schütten, kurz kalt abbrausen und abtropfen lassen.

Käse reiben. Den Langen Pfeffer im Mörser fein zerstoßën. Eier mit Sahne gut verquirlen. Mit Salz und Langem Pfeffer würzen. Den Käse reiben.

Den Backofen auf 200ºC vorheizen. Kartoffeln schälen und in Scheiben schneiden. Eine flache Gratinform mit etwas Butter auspinseln. Die Kartoffelscheiben und den Broccoli in der Form verteilen.

Mit dem Eierguß begießen und mit dem Käse bestreuen. Im vorgeheizten Backofen bei 200ºC circa 25-30 Minuten backen, bis die Oberfläche schön goldbraun ist.
Gratinado de brócoli, patatas y queso vasco Idiazábal
600 g brecol/brócoli
600 g de patatas
4 huevos
apr. 60 g queso Idiazábal
125 ml nata líquida (para montar)
4 piezas de pimienta larga (Piper longum)
sal marina fina
1 trocito de mantequilla
1 pizca de azúcar

Hierve las patatas sin pelar en agua salada. Parte el brécol en pequeños ramilletes y cuécelo en agua salada con una pizca de azúcar unos 4-5 minutos. Viertelo en un colador y dejalo escurrir.

Ralla el queso. Machaca finamente la pimienta larga en un mortero. Mezcla muy bien los huevos y la nata. Condimienta con sal y pimienta larga.

Precalienta el horno a 200ºC. Pela las patatas y cortalas en rodajas. Engrasa una cazuela de barro con la mantequilla y reparte el brécol y las patatas en la cazuela. Vierte la masa de huevos y nata sobre la verdura. Espolvorea el queso por encima. Mete la cazuela al horno precalentado y gratinalo unos 25-30 minutos.

Gewürze in meiner Küche: Pfeffer

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Pfeffer ist das meistverwendete Gewürz in Deutschland. Jeder Deutsche würzt pro Jahr im Durchschnitt mit rund 60 Gramm grünem, schwarzem und weißem Pfeffer sein Essen. Seit der Antike bis heute ist Pfeffer eine bedeutende Handelsware. Die Geschichte des Pfeffers ist allerdings auch eine ganz besonders kriegerische. Alexander der Große kehrte mit seinen Soldaten nach erfolgreichen Kriegen aus Indien hoch beladen mit der scharfen Kriegsbeute Pfeffer zurück nach Makedonien. Weil die Römer Pfeffer sehr liebten, ihnen die Preise der arabischen Händler aber zu hoch waren, schickten sie ein Heer aus, um die südarabischen Gewürzkönigreiche samt ihrem Pfefferbäumen dem römischen Imperium einzuverleiben. Der Westgotenkönig Alarich zog sich 408 n. Chr. von der Belagerung Roms erst zurück, als ihm die Römer einen Tribut in Form von 3.000 Pfund Pfeffer zahlten. Städte wie Venedig und Genua kamen durch den Handel mit Pfeffer zu ungeheurem Reichtum. Im Mittelalter konnte man seine Steuern, Zölle und Abgaben auch in Form von Pfeffer begleichen. Als Pfeffersäcke bezeichnet man seit dem 16. Jhdt. spöttisch der Hanse angehörende Gewürzhändler, nicht nur, weil der Pfeffer in Säcken transportiert wurde. Die Gewinnspannen der reichen Pfeffersäcke waren ungeheuerlich. Im 15. Jahrhundert  verdreißigfachte sich der Preis des Pfeffers auf dem Weg von Indien nach Venedig. Die Venezianer verkauften Pfeffer dann in Mitteleuropa noch einmal doppelt so teuer wie in Venedig. Die Portugiesen kalkulierten zeitweise mit einem Preisaufschlag von 600 Prozent, im 17. Jahrhundert erhöhten die Holländer gelegentlich sogar auf 1000 Prozent. Pfeffer wurde zu Recht schwarzes Gold genannt und zeitweise mit Gold aufgewogen. Die Pfeffersäcke waren allerdings im Gegensatz zu vielen ihrer heutigen superreichen Kollegen, große Mäzene für Künstler Poeten und Schiftsteller, stifteten Hospitäler, Museen und Musikhallen.


Rosa "Pfeffer" und grüner Pfeffer


Geh hin wo der Pfeffer wächst!  Aber wo wächst der Pfeffer eigentlich? Ursprünglich stammte der Pfeffer aus den indischen Monsunwäldern.Für mittelalterliche Menschen war das unvorstellbar weit entfernt. Genau das Richtige, um Leute die man nicht leiden konnte, dorthin zu wünschen. Heute wird Pfeffer auch in Brasilien, Indonesien, Malaysia, auf Sri Lanka und Madagaskar angebaut. Die verholzende Pfefferpflanze Piper Nigrum klettert an Bäumen oder Rankhilfen hoch und kann bis zehn Meter Höhe erreichen. Zur Erleichterung für die Erntearbeiter beschränkt man den Wuchshöhe auf drei bis vier Meter. Ob Pfefferkörner, die sich echter Pfeffer nennen dürfen, nun grün, weiß, rot oder schwarz sind, sie stammen alle von der gleichen Pflanze ab. Die Farbe des Pfefferkorns hängt sowohl vom Erntezeitpunkt als auch von der Behandlung nach der Ernte ab. Der Handelsname des Pfeffers stimmt meist mit der Herkunftsregion überein. Je nach Herkunft, Erntezeitpunkt und Verarbeitung, spricht man vonTellicherry-, Lampong-, Kaveri- oder Malabarpfeffer aus indischen Provinzen, Sarawakpfeffer aus Borneo und anderen südostasiatischen Ländern, Madagaskarpfeffer oder Voatsiperifery-Pfeffer aus Madagaskar,Belémpfeffer aus Brasilien, etc., die sich im Aroma oder ihrer ganz speziellen Schärfe unterscheiden. Das ist so ähnlich wie bei den Äpfeln. Alle Äpfel stammen vom Apfelbaum (Malus) ab. Es gibt nur viele verschiedene Sorten.

Schwarzer Pfeffer und weißer Pfeffer

Schwarzer Pfeffer 
Schwarzer Pfeffer (Piper nigrum) wird aus den grünen, unreifen aber schon sehr aromatischen Früchten des Piper nigrum gewonnen. Die Pfefferkörner werden eine Minute in heißes Wasser getaucht, um sie zu reinigen und die Zellstruktur aufzubrechen. Dann werden die Körner mehrere Tage in der Sonne oder in Maschinen getrocknet und fermentieren. Dabei werden die Früchte runzlig und braun-schwarz. Weil das Fruchtfleisch und die Haut der Pfefferbeere mit eintrocknen, bleibt der volle Piperingehalt bestehen, und der schwarze Pfeffer schmeckt würzig-aromatisch und brennend-scharf. 
Weißer Pfeffer
Weißer Pfeffer (Piper nigrum) sind vom Fruchtfleisch befreite vollreife, rote Pfefferbeeren, eigentlich also der nackte Kern des Pfefferkorns. Das vollreifen Pfefferbeeren werden einige Tage in Wasser eingeweicht. Dabei zersetzt sich das Fruchtfleisch. Anschließend entfernt man durch Reiben und Spülen Haut und Fruchtfleisch und trocknet die Körner. Durch das Schälen sind die weißen Pfefferkörner etwas kleiner, kugeliger und glatter als die schwarzen. Der weiße Pfeffer schmeckt nicht ganz so aromatisch aber genauso scharf wie schwarzer Pfeffer.
Grüner Pfeffer
Grüne Pefferbeeren (Piper nigrum) werden unreif, mindestens eine Woche vor der endgültigen Reife geerntet, solange sie noch grün sind. Um sie zu konservieren werden sie mit Schwefeldioxyd behandelt und dehydriert oder sie werden in Salzlake eingelegt oder gefriergetrocknet. So wird die Fermentation, die zur charakteristischen Braunfärbung führen würde, verhindert und sie behalten ihre ursprüngliche, grüne Farbe. Grüner Pfeffer schmeckt angenehm frisch, würzig und ist weniger scharf.  
Roter Pfeffer
Roter Pfeffer (Piper nigrum) besteht aus vollreifen, ungeschälten Pfefferbeeren. Zur Vermeidung der Fermentation wird roter Pfeffer direkt nach der Ernte und mitsamt der süßlichen, aromatischen Fruchthülle in Lake oder Essig eingelegt. Roter Pfeffer ist ein seltenes Produkt. Echter roter Pfeffer ist auch getrocknet erhältlich, wie der bräunlich rote aromatisch fruchtige und sehr scharfe Pondichery-Pfeffer aus Indien. Das besondere an diesem Pfeffer ist, daß er erst bei Vollreife geerntet wird und danach an der Sonne getrocknet wird. Anders als beim weißen Pfeffer bleiben die Schale und das Fruchtfleisch erhalten. Echten roten Pfeffer in getrockneter Form findet man jedoch ganz selten. Rote Pfefferkörner schmecken fruchtig und süß, durch den in der Schale enthaltenen Zucker, weisen aber nach wie vor eine starke Schärfe und die Aromen des schwarzen Pfeffers auf.

Echter roter Kampotpfeffer (Foto mit freundlicher Genehmigung von Oelgenuss.de)
Kampotpfeffer
Eine besondere Stellung innerhalb des echten Pfeffers nimmt der Kampotpfeffer ein. Er gilt als einer der besten Pfeffer der Welt, ist aber ziemlich unbekannt und sehr schwer erhältlich. Kampotpfeffer war schon im 19. Jhdt. begehrt. Bis zum 19. Jhdt verfügte das Sultanat von Aceh in Indonesien über riesige Pfefferplantagen, die größten in Südostasien. Als die Holländer, sich 1799 nach der Auflösung der Vereinigten Niederländische Ostindien-Kompanie, die den gesamten Gewürzhandel beherrschte, zu Kolonialherren aufschwangen und sich der gesamten Pfefferernte bemächtigen wollten, zog es der damalige Sultan von Aceh vor, seine Pfefferplantagen niederzubrennen, ehe er sie den Holländern überließ. Daraufhin wurde ein Großteil der Pfefferproduktion Südostasiens nach Kampot verlegt, eine Provinz an der Südküste Kambodschas. Die gesamte Region erfreute sich nun eines florierenden Pfefferhandels. Zu Beginn des 20. Jhdts. betrug die Jahresproduktion des Kampotpfeffers rund 8.000 Tonnen. Leider beschlagnahmten die Roten Khmer in den 1970er Jahren die Pfefferplantagen, rissen die Pfefferpflanzen aus und pflanzten Reis an.
Erst seit den 1990er Jahren belebt sich der Anbau des Kampotpfeffers wieder ein wenig und beläuft sich auf knapp 1.200 Tonnen jährlich. Der Anbau dieses besonderen Pfeffers ist sehr arbeitsintensiv. In der Regel werden die Kampotpfefferkörner von Hand geerntet, dann noch einmal handselektiert. Das erklärt auch seinen hohen Preis. Kampotpfeffer gibt es in schwarz, weiß und rot. Grüner, zitronig schmeckender  Kampotpfeffer wird in Kambodscha nur frisch auf Märkten angeboten.

Zur Familie der Pfeffergewächse (Piperaceae) gehören auch:

Kubebenpfeffer
Der Kubebenpfeffer (Piper cubeba), auch Schwanzpfeffer geannt, besteht aus kleinen, leicht süßliche Beeren, die etwa so groß wie Pfefferkörner sind. Jedes Kubebenkorn hat einen kurzen kleinen Stengel, der wie ein Schwänzchen aussieht. Kubebenpfeffer wird in Indonesien und Sri Lanka angebaut. Die Früchte werden noch grün geerntet und an der Sonne getrocknet, bis sie braunschwarz sind. Der Geschmack der Kubeben ist warm, würzig-pfeffrig, leicht bitter und eukalyptusartig.
Kubebenpfeffer
Langer Pfeffer
Langer Pfeffer (Piper longum), auch Stangenpfeffer oder Bengalpfeffer genannt, wächst in ganz Indien. Er war lange vor dem echten Pfeffer in Europa gebräuchlich. Die Fruchtstände erinnern an Weidekätzchen. Bevor der echte Pfeffer ihn verdrängte, wurde Langer Pfeffer in Europa bis ins 17. Jahrhundert viel genutzt. Langer Pfeffer ist ungefähr so scharf wie schwarzer Pfeffer, sehr aromatisch und leicht süßlich.




Pfefferähnliche Gewürze die nicht zur Familie Piperaceae gehören:
Mein Peruanischer Pfefferbaum
Rosa Pfeffer
Der rosa Pfeffer stammt vom Brasilianischen Pfefferbaum (Schinus terebinthifolius) oder vom Peruanischen Pfefferbaum (Schinus molle). Rosa Pfeffer schmeckt sehr aromatisch, fruchtig und leicht nach Pfeffer. Die roten Beeren werden aus optischen Gründen oft buntem Pfeffer (schwarz, weiß, grün) beigemischt, denn echte rote Pfefferkörner würden schnell verderben.
Rosa Pfeffer, eigene Ernte von meinem Peruanischen Pfefferbaum

Szechuanpfeffer
Der rötliche Szechuanpfeffer (Zanthoxylum piperitum), auch Sichuanpfeffer, Chinesischer Pfeffer oder Bergpfeffer genannt, wächst am chinesischen Gelbholzbaum, eine Pflanzenart aus der Familie der Rautengewächse. Er ist nicht mit dem schwarzen Pfeffer, aber mit den Zitruspflanzen verwandt. Die Kapselfrüchte duften und schmecken aromatisch, ein bißchen zitronig. Manche Sorten sind recht scharf.
Szechuanpfeffer

Guineapfeffer 
Der Guineapfeffer (Aframomum melegueta) auch Paradieskörner oder Meleguetapfeffer genannt, stammt von der Pfefferküste in Westafrika. Es handelt sich um die getrockneten Samen des Aframomum melegueta, einer Pflanzenart, die zu den Ingwergewächsen gehört. Die Samen der Kapselfrüchte ähneln den Kardamomsamen sind aber rötlich–braun. Gemahlen werden sie hellgrau. Guineapfeffer schmeckt würzig, warm und scharf.

Piment
Piment (Pimenta dioica) wird auch Nelkenpfeffer oder Jamaikapfeffer genannt. Jamaika ist das Hauptexportland. Pimentkörner sind die unreif geernteteten, getrockneten Beerenfrüchte der immergrünen Pfeffermyrthe aus der Familie der Myrtengewächse. Der Geschmack des Piment ist sehr aromatisch und erinnert an mehrere andere Gewürze: Pfeffer, Zimt, Muskat und Nelken. Deshalb wird Piment auch Allgewürz, Viergewürz oder Allspice genannt.
Piment

Noch ein Tipp: Für die richtige Schärfe sorgt das Piperin, das im Pfeffer enthalten ist, für die geschmackliche Vielfalt und für die wunderbaren Aromen die ätherischen Öle. Leider sind diese Öle sehr flüchtig. Deshalb sollte man immer ganze Pfefferkörner kaufen und sie unmittelbar vor dem Gebrauch frisch in einer guten Pfeffermühle mahlen. Kulinarische Puristen verwenden keine Pfeffermühle, sondern einen Mörser. Beim Mahlen wird der Pfeffer erwärmt. Die die ätherischen Öle verfliegen. Deshalb sollte man Pfeffer auch immer erst am Ende der Garzeit zu den Gerichten geben. Ganze Pfefferkörner richtig gelagert, d.h. luftdicht, dunkel, trocken und kühl, behalten auch über viele Monate ihr Aroma.

Kaninchen im Schinkenmantel mit sahniger Kichererbsencreme
pro Person 1-2 Kaninchenfilets
pro Kaninchenfilet 1 Scheibe milder roher Schinken
Meersalz
weißer Pfeffer
Butter zum Braten
Für die sahnige Kichererbsencreme:
150 g getrocknete Kichererbsen
1 weiße Zwiebel
1 Knoblauchzehe
20 g Butter
100 ml Weißwein
600 ml Geflügelfond
2-3 Stück Langer Pfeffer (Bengalpfeffer)
2 Zimtstangen
½ TL Zimtpulver
250 ml Schlagsahne
2 EL Kürbiskernöl

Kichererbsen über Nacht in kaltem Wasser einweichen. Am nächsten Tag in ein Sieb gießen und abspülen.

Zwiebel und Knoblauch häuten und fein hacken. Butter in einem flachen Topf erhitzen. Zwiebel und Knoblauch in der heißen Butter glasig anschwitzen. Mit Weißwein ablöschen. Zimtstangen beifügen und mit Salz und Pfeffer würzen. Kichererbsen zugeben und in 35-45 Minuten weichkochen.

Zimtstangen entfernen. Kichererbsen mit etwas Kochflüssigkeit mit dem Pürierstab oder im Mixer pürieren. Dann durch ein Haarsieb streichen. Wieder in den Topf geben und erwärmen. 200 ml Sahne einrühren. Den Langen Pfeffer im Mörser fein zerstoßen. Das Püree mit Salz, Langem Pfeffer und Zimtpulver abschmecken.

Kaninchenfilets mit Salz und weißem Pfeffer würzen und in je eine Scheibe Schinken wickeln. Butter in einer Pfanne erhitzen. Filets von allen Seiten anbraten. Zugedeckt circa 5-7 Minuten bei mittlerer Hitze fertig braten. Dann warmstellen.

Restliche Sahne steif schlagen. Mit dem Schneebesen unter die Kichererbsencreme ziehen. Creme in vorgewärmte Suppenteller füllen. Kaninchenfilets schräg in Scheiben schneiden, auf die Kichererbsencreme legen. Die sahnige Kichererbsencreme mit Kürbiskernöl beträufeln.

Gebackene Makrelen mit Sauce nach Art von Bilbao und sizilianischer Pappanozza

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Das war ein richtiges Multikulti-Essen: Die fangfrischen Makrelen aus dem Mittelmeer vor der Haustür, die Sauce nach Art von Bilbao mit violettem Knoblauch aus Frankreich und Sherryessig aus Andalusien und als Beilage eine sizilianische Pappanozza.  Pappanozza ist die sizilianische Version eines Kartoffelpürees. Kartoffeln werden  zusammen mit Zwiebeln gekocht, dann mit einer Gabel zerdrückt und mit bestem Olivenöl, Essig, Salz und Pfeffer kräftig abgeschmeckt. Auf Pappanozza kam ich, als ich in einem Krimi von Andrea Camilleri las, daß Commissario Salvo Montalbano dieses typisch sizilianische Gericht mit Vergnügen verspeiste. Montalbanos kulinarisches Vernügen wollte ich auch haben. Die Pappanozza passte wunderbar zu den südspanischen Makrelen und der nordspanischen Sauce.
Für Makrelen fängt die Saison im Februar an. Sie geht bis in den Sommer. In dieser Zeit schmecken sie am besten. Irritiert hat mich etwas, daß in deutschen Informationen angegeben wird, daß Makrelen hauptsächlich von September bis März gefischt werden. Ich kann mir das nur so erklären, daß die deutschen Angaben sich auf die Makrelen in Nordsee und Atlantik beziehen, die spanischen auf die Makrelen im Mittelmeer.
Selbst Feinschmecker, die sonst von Fisch nicht so begeistert sind, müssten die Makrelen eigentlich mögen. Nicht nur wegen ihres guten Geschmacks. Makrele lässt sich so leicht entgräten wie kaum ein anderer Fisch. Außerdem zählt die Makrele zu den gesunden Fischen, dank ihres hohen Omega-3-Fettsäuregehalts. Im Frühjahr enthalten die Makrelen zudem einen Fettanteil von nur drei Prozent. Im Winter kann dieser auf bis zu 35 Prozent ansteigen. Zudem beruhigt die Makrele das Gewissen. Die Fangmethoden werden von Umweltschutzorganisationen wie dem World Wide Fund for Nature als für die Natur relativ schonend eingestuft und noch sei der Bestand nicht allzu gefährdet.

Gebackene Makrelen mit Sauce nach Art von Bilbao und sizilianischer Pappanozza
4 Makrelen à circa 300 g
Olivenöl nativ extra
Meersalz
1 Zitrone
Für die Sauce nach Art von Bilbao (Salsa bilbaina):
250 ml bestes Olivenöl nativ extra
4 Knoblauchzehen
2-3 Chilischoten
1 Glas trockener Weißwein
Sherryessig
Meersalz
1 Bund glatte Petersilie
Für die Pappanozza:
4 große Kartoffeln, mehlig kochend
2-3 weiße Zwiebel, nicht zu klein
Meersalz
Olivenöl nativ extra
kräftiger Rotweinessig oder Sherryessig
frisch gemahlener, schwarzer Pfeffer

Für die Pappanozza die Kartoffeln schälen und in Stücke schneiden. Zwiebeln häuten und ebenfalls in Stücke schneiden. In Salzwasser (wer will kann auch Brühe nehmen) circa 15-20 Minuten kochen, bis sie weich sind. Abschütten. Kartoffeln und Zwiebel mit der Gabel zerdrücken. Mit Olivenöl, Essig, Salz und Pfeffer kräftig abschmecken.

Den Backfen auf 180ºC vorheizen. Die Makrelen ausnehmen, waschen und trockentupfen. In die Bauchöffnung etwas Salz streuen und ein Zitronenviertel einlegen. Makrelen nebeneinander in eine feuerfeste Form legen und großzügig mit Olivenöl beträufeln. In den vorgeheizten Backofen schieben und circa 20-25 Minuten backen. Eventuell zwischendruch mit Alufolie abdecken.

Inzwischen die Sauce zubereiten. Knoblauch häuten und in feine Scheiben schneiden. Olivenöl in einer Pfanne erhitzen. Knoblauch und Chilischoten ins heiße Öl geben und bei schwacher Hitze circa 10 Minuten simmern lassen. Der Knoblauch soll weich, aber keinesfalls braun werden. Petersilie fein hacken.

Wenn der Knoblauch weich ist, den Wein und den Sherryessig zugeben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Zum Schluß die Petersilie unterrühren.

Den Fisch aus dem Backofen nehmen. Mit der Bilbainer Sauce übergießen. Zusammen mit der Pappanozza servieren.





Tierfreitag: Wildkräuterrisotto mit gebratenem Wurzelgemüse

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Seit mehr als anderthalb Jahren hat es bei uns an der Costa Blanca nicht geregnet. Wo es sonst um diese Jahreszeit überall grün ist, sieht man jetzt fast nur braune, vertrocknete Erde. Es war ein langer Spaziergang in den Bergen, bis ich genug wilde Kräuter und wilden Spargel für das Risotto gefunden hatte. Einige Kräuter waren doch zäh genug und hatten es trotz des Wassermangels geschafft.
Welche Wildkräuter man für dieses Risotto verwendet, hängt von der Region ab, in der man wohnt. Giersch, Brennessel, Taubnessel oder Sauerampfer gibt es bei mir im Süden nicht. Wohl aber wilden Borretsch, Spitzwegerich, Pimpernelle, wilden Spargel und Lauch, wilden Fenchel und sogar wilden Mangold. Dazu noch ein ganz besonderes Kraut, das ich erst in Andalusien als eßbares Wildkraut kennenlernte: Das Taubenkropf-Leimkraut (Silene vulgaris) in Andalusien collejas genannt. Das mediterrane Klima bekommt dem Leimkraut gut und magere Böden liebt es. Man findet es jedoch in ganz Europa. In deutschsprachigen Ländern kennt man das Kraut auch als weiße Lichtnelke, Klatschnelke, Aufgeblasenes Leimkraut oder Klappertopf. Der Name Taubenkropfleimkraut rührt von dem auffallend dicken Blütenkelch her, der ein bißchen an den Kropf eine Täuberichs erinnert. Abends entströmt den Blüten ein lieblicher, an Nelken erinnernder Duft. Mit ihrem intensiven Duft lockt die Pflanze vor allem die Nachtfalter an. Sicher werden sich einige noch aus ihrer Kindheit daran erinnern: Wenn man die geschlossenen Blütenkelche zwischen Daumen und Zeigefinger zusammendrückt, ergibt es ein lautes Knackgeräusch. Als Kind habe ich das gern gemacht, wusste aber nicht, daß man Leimkraut essen kann.
Leimkrautblätter
Das Leimkraut gehört zu den Nelkengewächsen. Der botanische Name Silene wird auf den alten griechischen Bauerngott Silenos zurückgeführt. Er war Pflegevater, Lehrer und Begleiter des  Dionysos, Gott des Weines. Silenos, der gern trank und aß, wird oft mit aufgeblähtem Bauch dargestellt. Aufgebläht sehen auch die Blütenkelche des Leimkrauts aus.Früher wurde aus den Wurzeln Seifenlauge gekocht.
Leimkraut schmeckt angenehm mild und süßlich. Die leicht fleischigen Blätter und jungen Triebe pflückt man im zeitigen Frühjahr, bevor sie blühen. Man kann sie im Salat roh zu verwenden, aber auch blanchiert, in Butter oder Olivenöl gedünstet als Beilage. Die Andalusier machen gern eine Tortilla de collejas oder sie schmoren die Blätter mit Knoblauch und gerösteten Brotwürfeln in Olivenöl wie Spinat oder sie verwenden das Leimkraut in Reisgerichten und als caldo de collejas, eine traditionelle Suppe mit Kichererbsen und hart gekochten Eiern.
Wildkräuterrisotto mit gebratenem Wurzelgemüse
Für das Risotto:
1 Schalotte
4 EL mildes Olivenöl nativ extra
125 g Risottoreis (ich nahm Carnaroli)
1/8 l trockener Weißwein
heiße Gemüsebrühe
je eine Handvoll wilder Kräuter wie Fenchel, Kapuzinerkresseblätter, Spitzwegerich, Leimkraut, wilder Spargel, wilder Lauch, Löwenzahn, etc.
1/2 Zitrone
weißer Pfeffer aus der Mühle
Zitronensalz
ein paar Blüten von der Kapuzinerkresse
Für das Wurzelgemüse:
3 Karotten
2-3 Mairübchen (Navets)
1-2 Petersilienwurzeln
1 Pastinake
1 TL Anissamen
Orangensalz
schwarzer Pfeffer aus der Mühle
1 EL steirisches Kürbiskernöl

Für das Risotto die Kräuter waschen, gut ausschütteln und trockentupfen. Blätter abzupfen und klein schneiden. Den wilden Spargel in Stücke brechen. Den wilden Lauch in Stücke schneiden. Die Schalotte häuten und fein hacken. Olivenöl in einem flachen Topf erhitzen. Schalotten 2-3 Minuten im heißen Öl anschwitzen. Den Risottoreis zugeben und unter Rühren ebenfalls anschwitzen, bis er leicht glasig aussieht. Nach und nach den Weißwein und die heiße Gemüsebrühe dazugießen, bei schwacher Hitze köcheln lassen, dabei das Risotto immer wieder durchrühren. Nach etwa 10 Minuten den wilden Spargel und den Lauch zugeben. Fünf Minuten bevor das Risotto fertig ist, die restlichen Kräuter unterrühren. Mit Zitronensaft und Zitronenabrieb abschmecken. Zum Servieren mit den Blüten der Kapuzinerkresse dekorieren.

Für das Wurzelgemüse die  Wurzeln schaben, eventuell längs halbieren oder vierteln und in Stücke schneiden. Mairübchen gut abwaschen, abtrocknen, vierteln und in Stücke schneiden. Olivenöl in einer Pfanne erhitzen. Die Wurzeln und Rübchen bei starker Hitze rundum etwas anbraten. Anissamen zugeben und 1-2 Minuten unter Rühren mitbraten. Etwas Wasser angießen. Zugedeckt circa 10-15 Minute bei schwacher Hitze köcheln, bis die Wurzeln weich, aber noch bißfest sind. Mit Pfeffer und Orangensalz würzen. Zum Schluß mit Kürbiskernöl beträufeln.

Inspiriert hat mich zu diesem Gericht ein Rezept aus dem Blog Wildpflanzen



tierfreitag

Muschelragout mit Kumquat-Tomaten-Sauce

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Miesmuscheln verführen zu Experimenten. Da sie relativ geschmacksneutral sind, vertragen sie sich gut mit allen möglichen Gewürzen, Kräutern und Zutaten. Ich hatte noch ein paar Kumquats. Kumquats sind zwar im Kühlschrank gut eine Woche haltbar, verlieren aber in der Kälte einen guten Teil ihres Geschmacks. In der Obstschale aufbewahrt, halten sie oft nur ein paar Tage durch, schmecken aber besser, weil sie ihr feines Aroma behalten.
Kumquats (Fortunella), auch Zwergorangen oder Zwergpomeranzen geannt, sind eine Pflanzengattung der Familie der Rautengewächse (Rutaceae). Sie sind entfernt mit den Zitruspflanzen verwandt. Ursprünglich stammen die Kumquats aus China. Heutzutage wachsen Kumquats in allen gemäßigten Klimazonen, in denen auch Zitrusfrüchte wachsen,  u.a auch in Spanien und Italien. Die Haupterntezeit für europäische Kumquats reicht etwa von Spätherbst bis März. Robert Fortune (1812-1880), ein schottischer Botaniker, der als vor allem dafür bekannt ist, daß er die Teeplanze von China nach Indien importierte, brachte 1846 auch die Kumquats aus China nach Europa. Nach Fortune ist die Kumquat wissenschaftlich Fortunella genannt. Der englische Name Kumquat stammt aus dem Kantonesichen gam gwat.
Kumquats wachsen an einem circa zwei Meter hohen, buschigen Strauch. Die kleinen Blüten der Pflanze sind weiß und duften herrlich. Die Früchte sind bis zu vier Zentimeter lang und orange bis gold-gelb. Die Schale ist dünn und feinporig. Da  bei Kumquats die Schale eigentlich wichtiger ist als das saure oder bittere Fruchtfleisch, sind die Schale von Kumquats immer unbehandelt. Man kann man sie mitverzehren. Durch Kreuzungen der erfolgreichen Kumquat brachten findige Züchter weitere eßbare Miniaturen auf den Markt: Die Limequat (x Limette), die Lemonquat (x Zitrone), die Orangequat (x Orange) und die Calamondin (x Mandarine).
Weil sie recht anspruchslos sind, lassen sich die Kumquats auch leicht auf dem Balkon oder der Terrasse im Topf ziehen. Man darf sie nur nicht zu viel gießen. Das mögen die Kumquats gar nicht. Im Winter müssen Kumquats allerdings in einem hellen Raum überwintern. Eine Kumquat enthält pro 100 Gramm nur 71 Kalorien. Ihr Vitamin C Gehalt ist doppelt so hoch wie der von Orangen. Darüber hinaus sind Kumquats Lieferanten für Eisen, Kalium, Kalzium und Kupfer sowie für Magnesium und Phosphor. Eine exotische Frucht, die nicht nur gesund ist, sondern auch gut schmeckt und vielseitig anwendbar ist. Ich trockne auch Kumquatschalen. So habe ich immer die Möglichkeit, Schmorgerichten oder Saucen ein Hauch von Kumquatgeschmack in der kumquatlosen Zeit zu verleihen.

Muschelragout mit Kumquat-Tomaten-Sauce
2 kg Miesmuscheln
Für die Sauce:
2-3 rosa Knoblauchzehen
3 Schalotten
6 Kumquats
3-4 EL Olivenöl nativ extra
1 Zweig Rosmarin
2 Zweige Thymian
1/2 TL Lavendelblüten
2 Blutorangen
1/4 l trockener Weißwein (Riesling)
1 Dose stückige Tomaten (400 g) oder in der Saison 3 große Tomaten
1 TL brauner Zucker
100 ml Sahne
Orangensalz
schwarzer Pfeffer aus der Mühle
1 Gläschen Pastis

Muscheln gründlich putzen und die Bärte entfernen. In einem großen Topf circa 1/4 l Wasser aufkochen. Die geputzen Muscheln in den Topf geben und zugedeckt circa 7-8 Minuten kochen, bis sich alle Muscheln geöffnet haben. Muscheln mit einem Schaumlöffel aus dem Topf nehmen und aus der Schale lösen. Die Kochflüssigkeit durch ein ganz feines Sieb gießen.

Für die Saue Schalotten und Knoblauch häuten und grob hacken. Kumquats halbieren, das Fruchtfleisch entfernen. Schale in feine Streifen schneiden. Blutorangen auspressen.

Olivenöl in einem Topf erhitzen. Knoblauch, Schalotten und Kumquats bei schwacher Hitze 4-5 Minuten anschwitzen. Mit Weißwein und Blutorangensaft ablöschen. Salzen und pfeffern. 4-5 Minuten kochen. Dann die Tomaten und die Kräuter zugeben. Zugedeckt bei schwacher bis mittlerer Hitze circa 10 Minuten köcheln. Mit Sahne, Zucker und einem Schuß Pastis  abschmecken.


Bœuf en Daube à la Provençale mit Orangen

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Dorothée, die Chefin von Bushcooks kitchen feiert heuer ihren vierten Blog-Geburtstag und veranstaltet aus diesem Anlaß den Event Souvenirs in der Küche. Das wäre dann mein Beitrag oder besser gesagt mein Souvenir als Geburtstagsgeschenk. Herzlichen Glückwunsch, liebe Dorothée.
Mein Souvenir in der Küche ist ziemlich genau 45 Jahre alt. Im Jahr 1970 unternahm ich meine erste Reise in die Haute-Provence. Von jeder Reise, die ich in meinem Leben gemacht habe, bringe ich mir ein orts- oder landestypisches Keramikprodukt mit. Das kann ein Krug sein, eine Schale oder ein Teller oder aus der Provence eine daubière. Das sind die rustikalen Tontöpfe, in denen früher das berühmte Gericht Bœuf en Daube zubereitet wurde. Heute verwendet man dazu vielleicht eher einen gußeisernen Schmortopf. Natürlich gibt es auch die Daubière in verschiedenen Ausführungen. Meine Daubière hat eine ganz schlichte Form und ist nur innen glasiert. Ich habe sie irgendeinem Töpfer in einem kleinen Dorf in der Haute-Provence abgekauft. Sie ähnelt am ehesten den Daubières aus der Töpferstadt Vallauris. Am lustigsten finde ich das Modell von Barbotine, das an der Seite einen Griff hat und am Deckel eine Art Schornstein.
Die Daube ist eine alte, traditionelle Spezialität aus der Provence: Ein Schmorgericht mit Fleisch, Gemüse, Knoblauch und Oliven. Wie bei allen traditionellen Gerichten, gibt es auch hier so viele Variationen, wie Köchinnen. Für die provenzalische Daube verwendet man Rindfleisch und Rotwein, in Avignon gibt man Lamm- oder Schaffleisch und Weißwein den Vorzug und in der Camargue verwendet man Stierfleisch. Wer hat, nimmt auch Wild, am liebsten Wildschwein. Eine ganz besondere Version findet man in der Haute-Provence, in der Region Montagne de Lure, nicht weit enfernt vom Mont Ventoux. Hier in dieser gebirgigen, rauhen Region wird die Daube nicht nur mit einem Kalbsfuß und viel Speck gekocht, sondern das Fleisch wird vor dem Kochen mit Rotwein in den hochprozentigen einheimischen Tresterschnaps Marc eingelegt. Böse Zungen behaupten, das mach(t)e man wegen der Hygiene. Da ich über einen Kühlschrank verfüge, muß ich das nicht machen. Trotzdem kommt ein guter Schuß Marc an meine Daube.
Das kulinarische Wort daube stammt vom Provenzalischen adòba oder adobo ab, was nichts anderes als vorbereiten oder arrangieren heißt. Im französischen Argot bedeutet das Wort daube allerdings, daß etwas von schlechter, miserbaler Qualität ist. Wenn ein Franzose sagt "quelle daube ce film", meint er, der Film war mies. Ich habe gelesen, daß das offenbar eine phonetische Verwechslung sein soll, zwischen daube und l'adobe, entstanden aus den beiden Redewendungen "cette maison est de la daube" und c'est de l'adobe". L'adobe ist ein Begriff aus dem Arabischen und bezeichnet, ähnlich wie im Spanischen, einen Ziegelstein, der aus Lehm gemacht und in der Sonne getrocknet wurde. Mit anderen Worten, ein Bau en adobe ist aus Ziegelsteinen errichtet. Ist er von schlechter Qualität, dann ist er de la daube.
Doch ich schweife ab. Kommen wir wieder zurück zur kulinarischen Daube. Egal welches Fleisch man verwendet, Karotten, Knoblauch, schwarze Oliven, Speck und Kräuter (Thymian, Bohnenkraut, Lorbeer, Rosmarin, etc.) sind immer in einer Daube zu finden, oft auch getrocknete Orangenschale oder frische Orangenscheiben, hin und wieder auch Zimt, Nelken oder Ingwer. Traditionell wurde das Gericht vom frühen Morgen an sehr, sehr langsam auf Holzfeuer geschmort, oft acht bis zehn Stunden, je nachdem wie lange der Arbeitstag war. Ob man dazu Nudeln, Kartoffelbrei oder Brot ißt, ist Geschmacksache. Mir schmeckt ein gutes Stück Brot am besten dazu. Wie alle Schmorgerichte, schmeckt auch eine Daube aufgewärmt am besten.
Wer sich nun wundert, daß ich meine Daube in einem gußeisernen Topf zubereitet habe und nicht in der echten Daubière: Das ist meiner Unerfahrenheit vor 45 Jahren zuzuschreiben. Leider wusste ich damals nicht, daß man ein Tongefäß nicht in einen vorgeheizten Backofen schieben darf. Meine Daubière hat dabei einen kleinen Haarriß bekommen und ist folglich nicht mehr ganz dicht. Sie wird nur noch als Salatschüssel verwendet.
Bœuf en Daube à la Provençale mit Orangen
1 kg Rindfleisch von der Schulter, ohne Knochen und nicht zu mager
120 g geräucherter, durchwachsener Bauchspeck
2 Karotten
2 rote Zwiebeln
2 Orangen
1 Bouquet garni (Lorbeer, Thymian, Bohnenkraut, Blattpetersilie, etc.)
80 g schwarze Oliven (am besten aus Nyons oder Nizza)
Orangensalz und schwarzer Pfeffer aus der Mühle
6 EL Olivenöl nativ extra
Für die Marinade:
1 l trockener, kräftiger Rotwein (ein Côtes du Rhone wäre nicht schlecht)
1 Gläschen Rotweinessig
1 kräftiger Schuß Marc de Provence (oder Grappa)
2-3 Stückchen getrocknete Orangenschale
Kräuter (Lorbeer, Thymian, Rosmarin, Bohnenkraut)
1 rote Zwiebel
2-3 Nelken
4-6 Knoblauchzehen
2 Karotten
Orangensalz
1 TL schwarze Pfefferkörner
Das Rindfleisch in große Würfel schneiden.  In eine Schüssel legen. Eine Zwiebel halbieren (Wurzeln nicht abschneiden), häuten und mit den Nelken bestecken. Zwei Knoblauchzehen häuten und in Scheiben schneiden. Zwei Karotten schaben und in Scheiben schneiden. Pfefferkörner im Mörser etwas zerstoßen.

Rotwein und Marc de Provence über das Fleisch gießen. Mit etwas Orangensalz und zerstoßenem Pfeffer bestreuen. Zwiebel, Knoblauch, 1 Lorbeerblatt, Thymian, Rosmarin, Bohnenkraut, getrocknete Orangenschale und Karotten sowie eine Schuß Rotweinessig zufügen. Zugedeckt im Kühlschrank mindestens 24 Stunden marinieren.

Am nächsten Tag das Fleisch in ein Sieb schütten und gut abtropfen lassen. Die Marinade auffangen. Den Bauchspeck in kleine Würfel schneiden. Die restlichen Zwiebeln und den Knoblauch häuten und nicht zu fein hacken. Eine Orange auspressen. Karotten schaben und in Scheiben schneiden.

Olivenöl in einem Schmortopf erhitzen. Bauchspeck im heißen Öl goldbraun anbraten. Knoblauch, Zwiebeln und Karotten zugeben und 2-3 Minuten mitbraten. Die Fleischwürfel zugeben und unter Rühren 2-3 Minuten mit andünsten. Die Marinade durch ein Haarsieb angießen. Den Orangensaft und das Bouquet garni zugeben. Zugedeckt bei schwacher Hitze etwa zwei bis zweieinhalb Stunden schmoren. Für die letzten 10 Minuten die Oliven mit erhitzen. Mit Orangensalz und frisch gemahlenem Pfeffer abschmecken. Dann die zweite Orange halbieren, dann vierteln und in feine Scheiben schneiden. Etwa 5 Minuten in der Daube erhitzen.

4. Geburtstags-Blog-Event - Souvenirs in der Küche

Gewürze in meiner Küche. Cardamom

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Cardamom ist für mich das arabischste aller Gewürze. Sein warmer, süß-aromatischer, intensiver Duft nach Honig, Limette, Rose, Sandelholz und Eukalyptus verkörpert für mich alle Wohlgerüche Arabiens.  Kein Wunder, daß Cardamom eines der beliebtesten Gewürze in Nordafrika und Arabien ist. Dabei kommt Cardamom eigentlich aus Südindien und Sri Lanka. Indien ist heute noch das wichtigste Cardamom Produktionsland. Die indischen Köche verbrauchen ihren Cardamom aber lieber selbst. Er  wird in Indien als Königin der Gewürze bezeichnet und gilt als besonders wertvolle Zutat und natürliches Heilmittel. Der Cardamom, den wir in Europa benutzen, stammt vorwiegend aus Guatemala. Seit circa 100 Jahren wird Cardamom in Guatemala für den Export angebaut und das Land hinsichtlich der Menge auch der größte Exporteur von Cardamom. Heute kommt die die Hälfte der Welternte aus Guatemala. Der Name Cardamom stammt wahrscheilich von dem lateinisierten griechischen Wort cardamomum, zusammengesetzt aus kardamom (für Kresse) und amomom. Mit diesem Namen bezeichneten die alten Griechen eine indische Gewürzpflanze. Ganz sicher ist das aber nicht.
Grüner Cardamom und Samen
Experten schätzen, daß Cardamom seit 5.000 Jahren bekannt sein dürfte und somit zu den ältesten und meistgeschätzten Gewürzen der Welt zählt. Nach Safran und Vanille ist Cardamom das drittteuerste Gewürz der Welt. Ursprünglich stammt Cardamom von der Malabarküste aus Südindien, dort wo auch guter Pfeffer wächst. Der echte indische Cardamom ist etwas kleiner und schmeckt aromatischer als der von Guatemala. Schon der König von Babylon pflanzte im 8. Jhdt. v.Chr. Cardamom in seinen Gärten an. Die Ägypter verwendeten Cardamom quasi als Kaugummi, denn sie kauten die Kapseln gern, um einen frischen Atem und weiße Zähne zu bekommen. Das tun die Inder und die Araber heute noch. Für die Griechen war Cardamom ein teures Importgewürz. Griechen und Römer stellten auch Parfum aus Cardamom her. In arabischen Ländern wird dem Cardamom eine aphrodisierende Wirkung nachgesagt. Ob die arabischen Länder deshalb mit circa 60% die Hauptverbraucher von Cardamom sind? Sie verwenden Cardamom gern zum Würzen von Kaffee Gahwa aber auch für Tajinegerichte zusammen mit getrockneten Früchten und für Süßspeisen. In der indischen Küche ist Cardamom in vielen Currymischungen enthalten, in Garam Masala, wird zusammen mit Zimt für Fleisch- und Reisgerichte verwendet und für diverse scharfe Currys. In Europa ist Cardamom unentbehrlich für skandinavische Pfefferkuchen, Lebkuchen und Gingerbread.

Cardamom gehört zu den Ingwergewächsen und ist mit Ingwer, Galgant und Curcuma verwandt. Die mehrjährige Staude kann mehr als vier Meter hoch werden.  Aus den langen Blütenständen entwickeln sich 3-6 Blüten. Die Frucht ist eine dreifache Kapsel mit lederartiger, grüner Schale. In den Fruchtkapseln sind winzige schwarzbraune Samenkörner eingeschlossen. Sie sind das eigentliche süßlich, kräftig brennende Gewürz. Die Samenkapseln werden geerntet bevor sie aufspringen, damit die Samen in den Fruchtkapseln bleiben. Nach der Ernte werden sie getrocknet. Damit die geernteten Kapseln nicht aufplatzen, wird das ganz langsam in Trockenöfen, heißen Räumen oder in der Sonne gemacht. Das eigentliche Gewürz, die Samen, wird in den Kapseln gelassen, damit das Aroma nicht verfliegt.
Grüner Cardamom
Grüner Cardamom (Eletteria cardamomum) oder Cardamom Malabar. Die kleinen, hellgrünen  Kapseln werden geerntet, bevor die Kapseln aufgesprungen sind. In jeder Kapsel sind circa 20 dunkelbraune bis schwarze Samen enthalten, die von einem klebrigen Samenmantel (Arillus) umgeben sind. Cardamom schmeckt intensiv,  warm, süßlich-scharf. Sein Nachgeschmack erinnert an eine Mischung aus Zitrone, Eukalyptus, Kampfer und Bergamotte. Beim Malabar-Cardamom sind die Kapseln länglich-oval und nur ein bis zwei Zentimeter lang. Ihre Oberfläche ist lederartig, hellgelbbraun bis strohgelb sowie längsgestreift. Die Kapseln des Ceylon Cardamom sind eher gerade oder sichelförmig, zwei bis vier Zentimeter lang. Dieser Cardamom wird auch wilder oder langer Cardamom genannt. Die Oberfläche der Früchte ist graubraun und grob-längsgestreift.
Schwarzer Cardamom

Schwarzer Cardamom
Schwarzer Cardamom (Amomum subulatum), gelegentlich auch brauner Cardamom genannt, hat große, braune Kapseln. Er ist in den Gebirgen vom Hima­laya bis nach Süd­china verbreitet und hat ein frisches und würziges Aroma mit deutlich kampfer­artigen Geschmacks­noten. Durch den Trockenprozeß über offenem Feuer nehmen die Kapseln zusätzlich einen starken Räucher­geschmack an. Schwarzer Cardamom ist ein eigenständiges Gewürz und wird kulinarisch auch anders verwendet. Er hat vor allem in der indischen Küche viel Bedeutung.

Weißer Cardamom
Als weißen Cardamom bezeichnet man grüne Cardamomkapseln, vorwiegend aus Malabar, die einen Bleichprozess durchmachten. Er ist bei weitem nicht so aromatisch wie die grüne Sorte.

Noch ein Tipp:
Die Cardamomsamen enthalten ein ätherisches Öl, das leicht verfliegt. Deshalb sollte man nur ganze Kapseln kaufen. Die Samen erst bei Bedarf herauslösen und im Mörser zerreiben oder rösten. Dazu öffnet man die Kapseln, indem man mit dem Mörserstösel oder einem Messer leicht auf die Kapsel drückt, bis sich die Hülle öffnet. Guter Cardamom hat eine hellgrüne Farbe, die Kapseln sind fest verschlossen und die Samenkörner schwarz-braun oder schwarz. Nach meiner Erfahrung bleichen die grünen Cardamomkapsel mit der Zeit etwas aus. Das schadet dem Aroma der Körner aber nicht. Cardamom sollte mit dem Gericht mitgekocht werden, denn er entfaltet seinen vollen Geschmack erst durch Hitze. Wenn man Speisen mit Cardamom nur leicht aromatisieren will, lässt man eine ganze Kapsel kurz mitziehen.
Pochierte Hähnchenbrust mit Kaffee-Cardamom-Sauce
4 Hühnerbrustfilets
450 ml Hühnerbrühe oder Hühnerfond
4 Zweige Thymian
Für die Sauce:
2 Schalotten
30 Kapseln grüner Cardamom
1 Prise arabisches Kaffeegewürz
30 g Kaffeebohnen, am besten Arabica
3 EL mildes Olivenöl Sorte Arbequina oder Koroneiki
400 ml Kaffeelikör (z.B. von Cerol)
250 g Sahne
Für die Kaffee-Likör-Reduktion:
¼ l Kaffee Likör
1-2 EL brauner Zucker
1 guter Schuß Rotwein
1 Prise arabisches Kaffeegewürz

Für die Kaffee-Likör-Reduktion alle Zutaten in einen Topf geben und solange einkochen, bis die Flüssigkeit stark reduziert und sirupartig ist. Im Kühlschrank aufheben.

Die Hähnchenbrüste waschen, trockentupfen und mit Pfeffer und Salz würzen. Hühnerfond mit 2 Thymianzweigen in einem großen Topf aufkochen, anschließend die Hitze verringern. Fleisch in den Fond legen, je nach Größe circa 10 bis 15 Minuten sanft ziehen lassen. Der Fond darf nicht kochen. Dann das Fleisch aus dem Fond nehmen, fest in Alufolie einwickeln und bei maximal 50ºC im Backofen warm halten. Den Hühnerfond durch ein feines Sieb gießen.

Inzwischen die Schalotten häuten und in feine Würfel schneiden. Cardamomkapseln öffnen. Dafür die Kapseln mit einem schweren Messer oder dem Stösel aufdrücken. Den Cardamom im Mörser leicht zerdrücken.

Olivenöl in einer Pfanne erhitzen, Schalotten, Cardamom und die Kaffeebohnen im heißen Öl circa 5 Minuten bei schwacher bis mittlerer Hitze anrösten. Die Schalotten dürfen nicht braun werden.

300 ml Hühnerfond und den Kaffeelikör zugießen. Bei starker Hitze um die Hälfte einkochen. Dann die Sahne dazugeben. Einkochen, bis eine cremige Sauce entsteht. Die Sauce durch ein feines Sieb passieren und mit Salz und 1 Prise arabischem Kaffeegewürz abschmecken

Das Fleisch in Scheiben schneiden und auf einen vorgewärmten Teller legen. Mit der Sauce und etwas Kaffee-Rotwein-Reduktion beträufeln und mit restlichen, abgezupften Thymianblättchen bestreuen.




Sauerkrautsuppe nach Joseph Anton Haller

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Die einfachsten Gerichte mit ganz wenigen, aber erstklassigen Zutaten, schmecken oft am besten. In dem Kochbuch Und rührs ein pahr Vatter Unßer lang von Cornelia und Franz Haller, fand ich eine Sauerkrautsuppe, die an Einfachheit nicht mehr zu übertreffen ist. Die Suppe kommt im Prinzip mit drei Zutaten und einigen Gewürzen aus und schmeckt wunderbar.
Da ja dem Vernehmen und der Wetterkarte nach das Frühlingswetter, das in Deutschland kurzfristig herrschte, wieder von einem wahren Wintereinbruch abgelöst wurde, kommt dieses Süppchen gerade richtig. Sie wärmt Leib und Seele.
Ideal ist es, wenn man für diese Suppe rohes Sauerkraut mit lebenden Milchsäurebakterien direkt aus dem Fass oder im Beutel verpackt verwendet. Sterilisiertes Sauerkraut in Dosen oder im Glas enthält keine lebenden Milchsäurekeime mehr und schmeckt auch nicht besonders gut. Frischkraut ist knackiger, hat mehr Biss. Außerdem schmeckt es einzigartig. Für die Schwaben unter meinen Lesern, kommt da das berühmte Filderkraut in Frage.
Wer möchte, kann rohe oder geräucherte Würstchen in Scheiben geschnitten zur Sauerkrautsuppe geben. Ich finde, daß es nicht unbedingt sein muß, denn die Suppe ist auch ohne Fleischzugabe ausgezeichnet. Ein Stück kräftiges Bauernbrot dazu tut's auch.
Sauerkrautsuppe nach Joseph Anton Haller
250 g  bestes, rohes Sauerkraut
1 kleine Zwiebel
30 g Butter
3/4 l Wasser
Salz
schwarzer Pfeffer aus der Mühle
1 Lorbeerblatt
2 EL Kümmel
2 EL Wacholderbeeren
100 ml Sauerrahm oder Crème Fraîche
ein paar Stengel glatte Petersilie

Die Zwiebel häuten und fein hacken. Das Sauerkraut klein schneiden. Die Butter in einem Topf zerlassen. Zwiebel in der heißen Butter bei schwacher Hitze anschwitzen. Das Kraut hinzufügen und kurz mitrösten.  Das Wasser aufgießen, salzen und pfeffern. Lorbeer, Kümmel und Wacholderbeeren zugeben. Zugedeckt circa 45 Minuten köcheln lassen.

Vor dem Servieren den Sauerrahm verquirlen und in die Suppe einrühren. Kurz erhitzen, aber nicht mehr kochen. Mit gehackter Petersilie bestreuen.

Wer möchte, kann rohe oder geräucherte Würstchen in Scheiben geschnitten zur Sauerkrautsuppe geben.

Gewürze in meiner Küche: Safran

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Safran ist das teuerste Gewürz der Welt. Wegen seiner Kostbarkeit wird Safran auch rotes Gold genannt. Safran war immer schon teurer als Gold, im Mittelalter zwei- bis dreimal teurer. Im Altertum war Safran hochgeschätzt als Medizin, Gewürz, Schönheits- und Färbemittel.
Safran ist eine Krokusart, die im Herbst blüht. Aus den fliederfarbenen Blüten wird das Gewürz Safran gewonnen. Jede Blüte enthält einen sich in drei Narben verzweigenden Griffel. Nur diese süß-aromatisch duftenden Stempelfäden werden getrocknet als Gewürz verwendet. Angebaut wird Safran heute in Europa vor allem in Spanien, aber auch in Südfrankreich und Italien, außerhalb von Europa im Iran und in Kaschmir.
Wohlriechende Safranblüten ohne Narben
Spanien und der Iran sind die größten Safranproduzenten. Sie bringen mehr als 80% der Welternte ein. Die gesamte Jahresproduktion von Safran beträgt rund 250-300 Tonnen. Der Name Safran stammt von az-za'faran, dem arabischen Wort für Gelb. Die Mauren brachten ihn im 9. Jahrhundert während des Kalifats von Córdoba aus dem Orient mit und verbreiteten ihn dann von Andalusien aus über Europa.

Im Altertum schätzte man Safran hoch ein. Die Königin aller Pflanzen wurde als Medizin, Gewürz und Färbemittel verwendet. Vor 3.500 Jahren wurde Safran erstmals schriftlich erwähnt. Auf einem altägyptischen Papyrus sind über 30 Safranrezepte für medizinische Zwecke beschrieben. König Salomon lobte Safran in seinen Liedern, griechische und römische Poeten in ihren Versen. Göttervater Zeus pflegte in einem Safranbett zu schlafen. Die Griechen streuten Safranpulver in ihre Tempel und Paläste, und sie füllten die Kissen der Gäste mit den wohlriechenden Blüten. Bei den Frauen der alten Griechen waren mit Safran gefärbte Gewänder sehr begehrt. Die Römer streuten Safranfäden auf ihre Hochzeitsbetten. Marc Aurel badete in Safranwasser, weil es die Haut verschönen und angeblich die Manneskraft stärken soll. In römischen Theatern wurde Wasser mit Safran über die Zuschauer gesprüht zur Erfrischung und Parfümierung.

Safran wurde auch unter den Mauren in Andalusien sehr geschätzt, obwohl der maurische Arzt Avenzoar noch im 12. Jahrhundert der Meinung war, daß der Safran mit Fisch kombiniert das Gehirn mit schädlichen Dämpfen füllt. Das hinderte die maurischen Köche nicht daran, Fisch, Fleisch, Wild, Suppen, Eintöpfe und Süßspeisen großzügig mit Safran zu würzen. Vielleicht weil sie Safran aphrodisierende Wirkung zuschrieben. In Südspanien legt man die Blüten auch heute noch als Duftspender in Schränke und Schubladen.
Gemeinfreies Foto von Wikipedia
Safran ist auch das meistkopierte, d.h. gefälschte Gewürz der Welt, denn wie alles, was kostbar und teuer ist, weckt auch Safran Begierde. Schon im Altertums klagte man über Fälschungen. Der römische Geschichtsschreiber Plinius schrieb: „Nichts wird so sehr verfälscht wie Safran". Auch im Mittelalter war Safran ein kostbares Gewürz, und man wachte sehr über die Echtheit und Unverfälschtheit des Safrans. Zur Bekämpfung der Fälscher wurden Safranschauer bestellt, die schwer bewaffnet waren. Allein in Venedig waren es um die 1.500 Wächter. Drakonische Strafen wurden gegen sogenannte Safranschmierer verhängt: Das reichte vom Hände abhacken und bis zur Todesstrafe.
Gefälscht wurde Safranpulver mit Mennige oder Zinnober, Kalk und Gips und gefärbtem Stärkepulver. Safranfäden wurden gern mit Rindfleischfasern verfälscht oder - wie heute oft noch - mit minderwertigem Safranersatz oder – Beigaben wie Saflor, auch Färber- oder Öldistel genannt, zerriebener Gelbwurz (Curcuma) oder fein geschnittenen Ringelblumenblüten.

Das wichtigste europäische Safrananbaugebiet ist die spanische Region Castilla La Mancha, die Heimat Don Quijotes. Der Safran aus der La Mancha Azafrán de La Mancha con Denominación de Origen soll der beste sein.
In Frankreich sind die Region Quercy vor allem die Täler des Lot und des Célé sowie die Region Rouergue und das Périgord Noir berühmt für ihren Safran. Besser gesagt wieder...denn die Safranproduktion lag für fast 300 Jahre brach. Den Safran brachten vermutlich die Kreuzfahrer im 11. Jahrhundert von den Mauren mit nach Quercy. Dort wurde von Beginn des 13. Jahrhunderts an vor allem für den persönlichen Gebrauch kultiviert. Im Jahr 1589 befahl der französische König Henri III. die Veranstaltung von vier jährlichen speziellen Safranmessen sowie eines vierzehntägigen Safranmarkts in Albas im Departement Lot. Nach einer intensiven Safranproduktion vom 15. bis 18. Jahrhundert, wurde diese nach der französischen Revolution fast ganz eingestellt. Lediglich in privaten Gärten fand man noch vereinzelte Safranpflanzen. Der Safrananbau lebte erst wieder auf, als Safranliebhaber 1973 an der Mühle von Larnagol eine Handvoll Safranzwiebeln pflanzten und das Dorf damit versorgten. Heute wachsen um diese Safranière mehr als 30.000 Safranpflanzen. Im Jahr 1998 feierte man in Carjac das erste Safranfest Fête du safran, das seither alljährlich Ende Oktober nach der Ernte begangen wird. 2006 wurde die SARL Safran du Quercy, Safrangenossenschaft, gegründet, die den Safran du Quercy vertreibt.
Einen winzigen Anteil an der Welt-Produktion von Safran hat auch das 550-Seelen-Dorf Mund im Oberwallis. Dort liegt die jährliche Ausbeute an Safran bei rund zwei Kilo, aber immerhin ein Walliser Safran, der sich seit 2004 mit dem AOC-Label schmücken darf und eine Safranzunft ihr eigen nennt. Auf einem Hochplateau auf 1200 Metern über Meer, wird seit dem 14. Jahrhundert Safran angebaut.

An der Art, Safran zu ernten, hat sich in den vergangenen 3.000 Jahren nichts geändert. Viel Handarbeit ist bei der Kultivierung der lila blühenden Pflanze Crocus Sativus zu erledigen. Sie macht den Safran so kostbar und teuer. Im Juli werden die Knollen von Hand gesetzt und Ende Oktober, wenn die Safranfelder von Blüten übersät sind, wird von Hand geerntet. Safran blüht nur einmal im Jahr im Herbst und das nur für knapp zwei Wochen.
Frische Safranfäden (eigene Ernte)
Im Morgengrauen ziehen die Safranpflückerinnen aufs Feld, denn bis zehn Uhr ist die beste Pflückzeit. Bei circa 80 Blüten pro Quadratmeter ergibt ein 5.000 Quadratmeter großer Acker maximal drei Kilogramm Safran. 150.000 bis 200.000 Safranfäden (Narben) müssen von Hand mit viel Fingerspitzengefühl aus der abgeschnittenen Blüte gezupft werden, um ein Kilogramm frischen Safran zu erhalten. Für ein Gramm Safran benötigt man mindestens 120 Blüten. Ein Pflücker schafft 60 bis 80 Gramm am Tag. Nur diese roten, süß-aromatisch duftenden Safranfäden werden getrocknet als Gewürz verwendet. Durch das sanfte Trocknen über Holzkohle oder heute auch Gasfeuer, verlieren sie bis zu vier Fünftel ihres Gewichts. D.h. aus jedem Kilogramm frischer Stempelfäden erhält man 200-250 g Safran.
Getrocknete Safranfäden (eigene Ernte)
Safran enthält Carotinoide, vor allem wasserlösliches Crocin, die dafür verantwortlich sind, daß mit Safran gewürzte Speisen sich intensiv goldgelb färben. Die leicht flüchtige Substanz Safranal ist verantwortlich für den kräftigen, aromatischen Duft und der Bitterstoff  Picrocrocin erzeugt den bitter-süßen, rauchigen, erdigen Geschmack. Echter Safran wird in diversen Qualitäten angeboten: Spanischer Mancha, Spanischer Coupé, Iranischer Poshai, Iranischer Sargol und Kaschmir Coupé. Die Zusatzbezeichnungen Sargol und Coupé weisen auf die edelsten Sorten bzw. höchste Qualität hin. Diese Safranfäden sind flammend feurrot bis weinrot und enthalten so gut wie keinen gelben Anteil. Anhand der in Spanien eingeführten Untersuchungsmethode ISO 3632-2 werden die Safranfäden nach ihrem Crocin-, Safranal- und Picrocrocingehalt in verschiedene Qualitätskategorien eingeteilt. Für den Safranal wird ein Gehalt von 20 sowie für Picrocrocin ein Gehalt von 70 als Minimum für alle Qualitätskategorien verlangt. Safran Coupé hat einen Crocingehalt von circa 190-200, einen Safranalgehalt von circa 20 und einen Picrocrocingehalt von circa 70.
Noch ein Tipp:
Woran erkennt man echten Safran? Echter Safran ist auch in den Erzeugerländern teuer. Man sollte sich nicht von Schnäppchenangeboten verführen lassen. Beim Zerreiben färben echte Safranfäden die Finger intensiv gelb. Außerdem hat Safran einen markanten, warmen, bitter-aromatischen Duft, der einen beim Öffnen der Verpackung sofort betört.
Man sollte Safranfäden den Vorzug geben. Diese bewahren ihr Aroma länger. Zudem sind sie nicht so einfach zu imitieren wie Safranpulver, das leichter mit billigen Zutaten gestreckt werden kann. Zur Erhaltung des Aromas sollte Safran in einem dunklen, fest verschlossenen Gefäß aufbewahrt werden. So können Safranfäden ihr Aroma  zwei bis drei Jahre behalten. Sofern man ihn nicht vorher verbraucht.

Legen Sie einen Safranfaden in lauwarmes Wasser. Wenn er dieses intensiv rotgelb färbt und das Wasser wunderbar würzig duftet, ist es echter Safran. Safran hat eine starke Farbkraft: Von 0,01 Gramm Safran werden noch drei Liter Wasser gelb gefärbt. 
Aufgelöste Safranfäden
Oder man zerstampft bzw. zerreibt die Safranfäden mit ein paar Zucker- oder Salzkristallen in einem schweren Mörser. Ich nehme dafür meinen Messingmörser. So kommt man in den vollen Genuß des Duftes, des Geschmacks und der herrlichen Farbe des Safrans, ohne allzuviel von dem kostbaren Gewürz verwenden zu müssen. Den Mörser spült man dann mit etwas Wasser aus, um auch noch das letzte bißchen Safran nutzen zu können. Safranfäden entfalten ihren Geschmack nur in warmen Speisen. Doch Vorsicht! Wer Safran in direkt in heißes Fett gibt, zerstört ihr Aroma.
Safrankaninchen oder Kaninchen à la Bouillabaisse
1 ganzes Kaninchen von ca. 1,4 kg
2 Briefchen Safranfäden
4 Zweige Thymian
Schwarzer Pfeffer aus der Mühle
1 Knoblauchknolle
3 Lorbeerblätter
8 EL mildes Olivenöl nativ extra der Sorte Arbequina oder Koroneiki
Meersalz
2 weiße Zwiebeln
1-2 Fenchelknollen
1 TL Fenchelsamen
5 Zweige glatte Petersilie
750 g Kartoffeln
½ l Geflügelfond oder Geflügelbrühe
¼ l trockener Weißwein
1 Gläschen Pernod oder Pastis
2-3 Zweige Zimtbasilikum

Kaninchen in 6-8 Stücke zerteilen. Ein Briefchen Safranfäden mit ein par Körnchen Salz im Mörser fein zerreiben. Dann mit 6 EL Olivenöl, den abgestreiften Thymianblättchen, Pfeffer, den angeknickten Lorbeerblättern, einer Prise Salz und zwei fein gehackten Knoblauchzehen mischen. Die Kaninchenstücke in diese Marinade legen und über Nacht in den Kühlschrank stellen.

Am nächsten Tag das Kaninchen aus der Marinade nehmen. Das restliche Olivenöl in einem Schmortopf erhitzen. Die Kaninchenstücke im heißen Öl rundum anbraten. Fleischtücke herausnehmen

Backofen auf 190ºC vorheizen.
Kartoffel schälen und in Scheiben schneiden. Fenchel putzen und längs in Streifen schneiden. Zwiebel häuten und in Streifen schneiden. Restliche Knoblauchzehen mit einem schweren Messer leicht quetschen.

Fenchel und Zwiebel im Bratfett kurz schwenken. Fenchelsamen, Petersilie und den restliche, in etwas Wasser aufgelöste Safranfäden (samt Wasser) zufügen. Vom Herd nehmen. Gemüse und Knoblauchzehen in eine große Auflaufform legen. Fleischstücke darauf verteilen. Mit den Kartoffelscheiben bedecken.

Bratensatz mit Weißwein loskochen und über das Kaninchen gießen. Die Hälfte des Geflügelfonds und den Pernod zugießen. Form mit Alufolie verschließen und im vorgeheizten Backofen bei 190ºC gut 30 Min. braten. Dann die Folie abnehmen, eventuell noch etwas heißen Geflügelfond angießen und weitere 10-15 Min. garen.
Mit klein geschnittenem Zimtbasilikum bestreut in der Form servieren. 

Und hier noch mehr Rezepte mit Safran:

Französische Brotsuppe mit Safran - Potage Mourtaïrol

Blumenkohl mit Safran nach Yotam Ottolenghi

Tapa Nr.46: Muscheln in Safransauce 

Safran-Olivenöl-Eis mit Kiwimark

Frittierte Auberginenscheiben in Safranteig mit Honigsauce - Berenjenas Mozarabes 

Wenn Kochen Männersache ist: Paella Valenciana

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Safrancreme, ein luftiges Dessert mit betörendem Duft

Tapa Nr. 68 : Katalanische Blutwurst mit Gelée de Piment d'Espelette und Schalotten

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Im Gourmetblog Chezuli von Bernd Labetzsch sah ich das Foto einer Tapa, die er im Restaurante Espai Kru in Barcelona gegessen hatte. Barcelonesische Morcilla (mit Reis gefüllt), Ingwermarmelade und Schalotten, nennt Bern diese Tapa. Das reizte mich sogleich zum Nachmachen.  Einfacher geht es ja kaum. Da ich aber keine Ingwermarmelade im Hause hatte - und wegen ein paar Blutwurstscheiben keine herstellen wollte- verwendete ich das Gelée de Piment d'Espelette, das ich mir von meinem kürzlichen Frankreichurlaub mitgebracht hatte. Die Kombination von Blutwurst und dem süßlich-pikanten Gelée ist genial.
Morcilla de Burgos mit Reis
 Nicht ganz einverstanden bin ich mit der Definition "barcelonesische Morcilla mit Reis gefüllt". Die Katalanen nennen ihre "Morcilla"Butifarra oder Botifarra und füllen sie nicht mit Reis, sondern mit Zwiebeln. Morcilla, mit Reis gefüllt, ist eine Spezialität aus dem nordspanischen Burgos. Morcilla und Butifarra ist nicht das gleiche. Eine Morcilla de arroz ist eine Blutwurst, die aus Schweineblut zubereitet wird, der Reis oder Zwiebel, Pinienkerne oder Semmelbrösel und Gewürze, vorzugsweise Pfeffer und Paprika, zugefügt werden. Die Morcilla de arroz muß sosa, grasosa y picosa (salzig, fettig und pikant ) sein. Sie ist keine katalanische, sondern eine burgalesische Spezialität. Morcilla ißt man eher gekocht, gegrillt oder gebraten.

Katalanische Butifarra negra
Die Butifarra ist eine katalanische Wurst die aus Schweinefleisch zubereitet wird, dem Schweineblut zugefügt wird (butifarra negra), Innereien und Gewürze, aber gelegentlich auch Ei, Pilze, Käse, etc. Mit anderen Worten, die Morcilla enthält kein Fleisch, die Butifarra schon. Katalanische Butifarras können auch weiß oder rot sein, wenn ihnen kein Schweineblut zugefügt wurde. Nicht daß man in Barcelona keine Morcilla de arroz aus Burgos kaufen könnte. Doch sie ist keine katalanische Spezialität. Und was ihre Spezialitäten anbelangt, sind die Katalanen sehr eigen. Außderdem sagen die Katalanen Butifarra negra, cuando más grande mejor ( Butifarra, je größer desto besser). Butifarra negra ißt man meistens roh als Tapa, d.h. ungekocht, kann sie aber auch als Zutat zu Eintöpfen, Reisgerichten oder gebraten verwenden.

Tapa Nr.68:  Katalanische Blutwurst mit Gelée de Piment d'Espelette und Schalotten
100 g Blutwurst (Butifarra oder luftgetrocknete Blutwurst) in Scheiben
1 Glas Gelée de Piment d'Espelette (oder Chiligelée)
1-2 Schalotten
1 frische, rote Chilischote

Schalotten längs halbieren und häuten. Dann in feine Streifen schneiden. Von der Chilischote so viele dünne Ringe abschneiden wie Blutwurstscheiben vorhanden sind. Die Kerne entfernen.

Die Blutwurstscheiben enthäuten und auf Teller verteilen. Mit je einem Klacks Gelée de Piment d'Espelette beträufeln.  Die Schalotten darüber verteilen und mit je einem Chilischotenring belegen.

Mittelmeerküche: Lammschulter aus dem Backofen mit Frühlingsgemüse

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Eigentlich braucht man für eine Lammschulter aus dem Backofen kein Rezept. Das kann fast jeder freihändig. Das besondere ist nur, daß ich diese Lammschulter auf spanische Art zubereitet habe. Auf den Boden der feuerfesten Form kommt eine Lage grob geschnittener Kartoffelwürfel, Zwiebel, etliche Knoblauchzehen und ein paar frische Rosmarinzweigen. Das Lamm wird zusätzlich noch mit Knoblauch gespickt. Auf die Kartoffeln legt man die Lammschulter oder Keule. Dann gießt man circa 1/2 l kräftige Fleischbrühe an, träufelt Olivenöl, das zuvor mit Orangensalz verrührt wurde über die Lammkeule und schiebt das ganze in den Backofen.
Bei 180ºC darf das Fleisch dann circa 70-90 Minuten im Ofen backen. Die Garzeit ist so ungenau, weil es sehr aufs Fleisch ankommt. Hat man Glück und erwischt eine kleine, zarte Lammschulter, so reicht eine gute Stunde. Bei einer größeren und dickeren Lammschulter, muß man schon anderthalb Stunden rechnen, bei einer Lammkeule sogar bis zu zwei Stunden.
Am Fleisch wird auch nicht allzu viel geputzt. Klar soll der Metzger die dicksten Sehnen und harten Häutchen entfernen. Nicht aber die Fettpölsterchen auf dem Fleisch. Die schmelzen nämlich während des Backens, entlassen ihr Fett und ihren Saft ins Fleisch und machen es damit nicht nur saftiger, sondern auch besonders aromatisch. Herrlich schmackhaft sind die mitgebratenen Kartoffeln. Sie bekommen das volle Aroma des Fleischsaftes und den Duft Rosmarins mit.
Für das Frühlingsgemüse verwendete ich das, was ich auf dem Wochenmarkt fand. Bundkarotten, Zuckerschoten und grünen, spanischen Spargel.  Man kann auch Mairübchen, junge Kohlrabi und - warum nicht - jungen Spitzkohl -  verwenden. Da ich das Frühlingsgemüse getrennt nach Sorten in mehreren Pfannen garte, war mein Herd diesmal voll ausgelastet.

Lammschulter aus dem Backofen mit Frühlingsgemüse
1 Lammschulter (1,2 - 1,4 kg, reicht für 2-3 Personen)
3-4 Zweige Rosmarin
1 rote Zwiebel oder 6 Schalotten
6 violette Knoblauchzehen
4-6 Kartoffeln
4 Karotten
2-3 Stückchen getrocknete Orangenschale
circa 1/4 l Lammfond oder Fleischbrühe
1/8 l Weißwein
3-4 EL Olivenöl nativ extra
Orangensalz
frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
Für das Frühlingsgemüse:
250 g grüner Spargel
250 g Zuckerschoten
6 Karotten
1/2 TL Korianderkörner
1 EL mildes Olivenöl nativ extra
2 TL Butter
Meersalz

Zwei Knoblauchzehen häuten und in Stifte schneiden. Mit einem spitzen Messer kleine Einschnitte in die Lammschulter machen. Die Knoblauchstifte in diese Einschnitte schieben. Die Kartoffeln schälen und in grobe Würfel schneiden. Karotten schaben, halbieren und längs vierteln. Zwiebel häuten und längs in Streifen schneiden. Die restlichen Knoblauchzehen häuten und in Scheiben schneiden. Olivenöl mit Orangensalz und frisch gemahlenem Pfeffer verrühren. Fleischbrühe mit dem Weißwein erhitzen.

Den Backofen auf 180ºC vorheizen. Auf den Boden einer feuerfesten Form die Kartoffelstücke, Zwiebel, Knoblauchzehen und ein paar frische Rosmarinzweige sowie die getrocknete Orangenschale verteilen. Darauf die Lammschulter legen. Dann gießt man die Fleischbrühe und den Wein an, träufelt Olivenöl über die Lammschulter und schiebt die Form in den Backofen. Bei 180ºC darf das Fleisch dann circa 70-90 Minuten im Ofen backen.

Während die Lammkeule im Ofen gart, das Frühlingsgemüse zubereiten. Karotten schaben, quer halbieren und dann längs vierteln. Bei den Zuckerschoten eventuelle Fäden abziehen. Die harten Enden des Spargels abbrechen. Korianderkörner im Mörser fein zerstoßen.

Da die Karotten die längste Garzeit haben, werden sie zuerst zubereitet. In einer Pfanne 1 TL Butter schmelzen. Die Karottenstücke mit dem zerstoßenen Korianderkörnern in der heißen Butter bei schwacher Hitze circa 10-15 Minuten sanft garen. Zum Schluß leicht salzen.

Für den grünen Spargel Olivenöl in einer zweiten Pfanne erhitzen. Den Spargel bei schwacher Hitze im heißen Öl circa 8-10 Minuten braten. Zum Schluß leicht salzen.

Für die Zuckerschoten in einer dritten Pfanne die restliche Butter erhitzen. Die zarten Schoten in der heißen Butter 4-5 Minuten schwenken. Zum Schluß leicht salzen.

Die Lammschulter aus dem Ofen holen. Das Fleisch in dicken Scheiben vom Knochen schneiden. Auf vorgewärmten Tellern zusammen mit dem Frühlingsgemüse und den Kartoffeln anrichten.





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